Interview mit Florian Helgath

Chorwerk Ruhr lädt zum Mitsingen ein

Chorwerk Ruhr by Sabine Hahnefeld (c) 2017

Frage: „Vorbilder?“ Antwort: „Tatsächlich nicht.“ David Wienand hat Florian Helgath interviewt, einen der besten Chordirigenten europaweit. Am Nikolaustag dirigiert er seinen Chor beim Heimspiel in der Christuskirche. Und lädt zum Mitsingen ein.

Herr Helgath, Sie sind europaweit gefragt, was hat Sie dazu bewogen, auch in Bochum zu wirken und das Chorwerk Ruhr zu leiten?

In Bochum hat vieles erst angefangen, als ich dort 2011 die Leitung von Chorwerk Ruhr übernommen habe. Und vielleicht auch wegen dieser großartigen Zusammenarbeit mit Chorwerk Ruhr gab es dann die Möglichkeit, an unterschiedlichen Orten in Deutschland und Europa zu Gast zu sein. Aber ich muss sagen, dass Bochum und das Chorwerk Ruhr meine musikalische Heimat sind.

Was verbirgt sich eigentlich hinter der recht technischen Bezeichnung Chorwerk Ruhr?

Der Grundgedanke bei der Wahl dieser Bezeichnung war, auch über den Namen des Chores die Chorarbeit, die natürlich im Mittelpunkt steht, hier in der Region zu verankern. Gerade in einer Gegend, die lange von Technik und Industrie geprägt war, wollten wir dieses Erbe bewusst aufgreifen und mit Kunst und Kultur verbinden. Deshalb erschien uns der Name Chorwerk Ruhr sehr passend.

Welche künstlerischen Ambitionen verfolgen Sie mit ihrer Arbeit, also: Wofür steht der Name Florian Helgath?

Ich würde mich selbst schon als Chorspezialisten bezeichnen. Wobei ich mittlerweile natürlich auch viel mit Orchestern arbeite. Ich versuche, den Menschen Chormusik auf höchstem Niveau schmackhaft zu machen. Es geht nicht nur darum, dass wir unsere eigene Sache und „elitäre Musik“ machen. Vielmehr ist es uns immer wichtig, eine Brücke zum Publikum zu bauen und den Menschen spannende, interessante Chormusik zu bieten. Wir bemühen uns dabei stetig, neue Wege zu gehen und neue Formate zu finden. Und das alles auf künstlerisch höchstem Niveau. Das strebe ich mit Chorwerk Ruhr an.

Gibt es Vorbilder, an deren Schaffen Sie sich orientieren?

Tatsächlich nicht.

Was ist für Sie das Faszinierende am Chorgesang?

Dass Stimmen im Gegensatz zu Instrumentalmusik noch direkter eine Verbindung zwischen den Ausführenden und dem Publikum schaffen können, weil kein Instrument dazwischen ist. Deshalb kann Singen so unglaublich direkt berühren und ankommen.

Was erwartet die Zuschauer und Hörer am Nikolaustag des 6. Dezember, wenn Sie mit dem Chorwerk Ruhr und dem Programm »This Little Child« in der Christuskirche in Bochum auftreten werden?

Es wird ein sehr stimmungsvolles, adventlich-weihnachtliches Programm mit toller Musik, durchaus mit etwas unbekannter Musik: Wir singen nämlich von Ottorino Respighi eine Weihnachtskantate, und dann Benjamin Brittens »Christmas Carols,« die er für Frauenchor und Harfe geschrieben hat. Aber natürlich stehen auch wirklich bekannte Weihnachtslieder auf dem Programm. Und wir wollen dieses Mal das Publikum dazu einladen, mit uns gemeinsam zu singen.

Der letzte Teil des Bochumer Weihnachtskonzerts gehört also auf jedem Fall dem Publikum. Wie wichtig ist Ihnen dieser Aspekt Ihrer künstlerischen Arbeit?

Dass man aufs Publikum zugeht, ist auf jeden Fall ein interessanter und auch wichtiger Aspekt unserer künstlerischen Arbeit. Wir versuchen immer wieder Wege zu finden, das Publikum anders in unser Schaffen einzubinden als einfach nur dazusitzen und zuzuhören. Bei der Ruhrtriennale saß der Chor zum Beispiel schon mal mitten im Publikum. Das Mitsingen, wie beim Konzert im Dezember, ist deshalb natürlich ein Aspekt, der mir wichtig ist. Auf diese Weise kann jeder im Publikum ein Teil von dem sein, was wir machen.

Ein Ort, an dem ebenfalls viel im Chor gesungen wird, ist ein Fußballstadion. Findet man Sie dort auch gelegentlich und hört sie mitsingen?

Man findet mich leider viel zu selten im Fußballstadion. Ich wäre gern viel öfter da und bin – ich darf das, glaube ich, im Ruhrgebiet eigentlich gar nicht sagen – Bayern-Fan. Und das auch schon seit meiner frühesten Kindheit. Da kann ich irgendwie gar nichts dafür, dass es so ist. Ich würde wahnsinnig gern, das muss ich hier jetzt mal öffentlich sagen, zum VfL ins Stadion gehen. Das habe ich bisher zwischen Proben und Konzerten noch nicht geschafft, aber vielleicht klappt es ja demnächst.


THIS LITLLE CHILD

Chorwerk Ruhr
Bläser-Ensemble der Jungen Deutschen Philharmonie

Solisten aus den Reihen des Chorwerks
Harfe: Meret Eve Haug
Klavier: Nico Köhs und Toni Ming Geiger

Dirigent: Florian Helgath

Eine Produktion von Chorwerk Ruhr und Christuskirche Bochum in Kooperation mit dem Kulturbüro Bochum

Freitag 06. Dezember | 20 Uhr | 28 / 14 € | Christuskirche Bochum

Tickets (hier klicken)


Chorwerk Ruhr singt und lädt zum Mitsingen ein

Die eigene Stimme zu denen des Chorwerks fügen und sich –  „Herbei oh ihr Gläubigen“  –  dirigieren lassen von Florian Helgath? Einem der besten Chordirigenten europaweit? „O du fröhliche“, der Chor der Chöre lädt zum Mitsingen ein!

Eine Premiere. Chorwerk Ruhr ist kein Laienchor, dem Ensemble gehören ausschließlich professionelle Sänger an, deren Stimmen seit mehr als einem Jahrzehnt von Florian Helgath geformt werden, das Ensemble zählt heute zu den renommiertesten Chören in Europa.

Ein Chor der Chöre mithin, bevor er nun erstmals zum Mitsingen einlädt, stellt er eine Kantate von Ottorino Respighi (1879 – 1936) vor  –  selten gespielt, selten betörend  –  sowie „A Ceremony of Carols“ von Benjamin Britten, 1942 auf dem Atlantik komponiert, als Britten, der Pazifist, zurück fuhr in den Krieg, dem er nicht entfliehen wollte. Und umso dringender festhielt an dem Inbild der Wehrlosigkeit, dem Kind im Stall.

„This Little Child“, so der Titel des Abends. In dessen dritten Teil dann die Einladung an die Audience einzustimmen. Eine sehr feine Sensation, die das Chorwerk auf diese Weise bietet. Einladungen zum Mitsingen gibt es ja nun an jeder Ecke, diese hier ist anders. Kein Mitgeklatsche auf die 2 und keines auf die 4, kein Strammstehen vor dem eigenen Einsatz, stattdessen ein Einfühlen in den Sinn, der nur entsteht, wenn man weiß, für was es sich zu singen lohnt.

„THIS LITTLE CHILD“

CHORWERK RUHR
Bläser-Ensemble der Jungen Deutschen Philharmonie

Solisten aus den Reihen des Chorwerks
Harfe: Meret Eve Haug
Klavier: Nico Köhs und Toni Ming Geiger

Dirigent: Florian Helgath

Eine Produktion von Chorwerk Ruhr und Christuskirche Bochum in Kooperation mit dem Kulturbüro Bochum