Juan Garcés: Gerechtigkeit heilt
Der Alternative-Nobelpreisträger über Internationale Menschenrechtsarbeit
Der spanische Jurist Juan Garcés hat Angehörige von 35 in Chile “verschwundenen” – d.h. entführten, gefolterten und zumeist ermordeten – Menschen vertreten. 1996 konnte er Klage einreichen gegen den langjährigen Diktatur Chiles, Augusto Pinochet. 1999 wurde Garcés mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Die Medizinische Flüchtlingshilfe hat ihn nach Bochum eingeladen.
Garcés hatte von 1970 bis 1973 für den chilenischen präsidenten Salvador Allende gearbeitet, konnte nach dem Putsch von Pinochet nach Frankreich entkommen, lehrte an der Sorbonne und arbeitete – mit hohem Aufwand und ohne Honorar – als Rechtsanwalt für die Opfer der Diktatur: In 35 Fällen konnte er Pinochet wegen Folter und Verschwörung schließlich vor Gericht bringen.
Juristische Voraussetzung dafür war seinerzeit eine Gesetzesänderung in Spanien, nach der Politiker auch außerhalb ihrer Heimatländer angeklagt werden können. Pinochet hatte sich in Chile selber eine Amnestie verschafft als Bedingung dafür, seine diktatorische Macht an eine demokratische Regierung abzutreten. 2004 verklagte Garcés überdies auch die Riggs-Bank, die Pinochet geholfen hatte, ein Millionenvermögen ins Ausland zu schaffen. Die Bank erklärte sich später außergerichtlich bereit, 8 Mio US-Dollar an die spanische Salvador-Allende-Stiftung zu zahlen, die sich um die Opfer des Pinochet-Regimes kümmert.
Die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum engagiert sich seit vielen Jahren im Kampf gegen die Folter, und das bedeutet zugleich: Kampf gegen die Straflosigkeit. Nicht nur, dass Folter heute noch möglich ist, sondern dass sie straffrei möglich ist und in der Regel folgenlos bleibt, ist eine Tatsache, die zivilistorische Grundlagen erschüttert. Die Kampagne “Gerechtigkeit heilt” koordiniert ein weltweites Netzwerk von Menschen aus 30 Ländern, die Verbrechen gegen die Menschheit überlebt haben und seitdem um ihr Recht auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Entschädigung kämpfen müssen.
>> Freitag, 17. September, 19:30 Uhr
>> Eintritt frei