Platz des europäischen Versprechens

14 726 Namen | Foto Sabitha Saul (c)

Wo liegt Europa? Gibt es einen Ort in unserer Vorstellung, der diesen Namen trägt? Aus 14 726 Versprechen ist in Bochum ein öffentlicher Ort entstanden, 3000 qm groß, der Platz des europäischen Versprechens.

Menschen aus ganz Europa haben diesem Platz, der die Christuskirche umfließt, ihren Namen gegeben und sich selber ein persönliches Versprechen. Ihre Namen sind, Buchstabe für Buchstabe, tief in armenischen Basalt gefräst, so ist dieser öffentliche Raum nach und nach entstanden.

Jeder Name bürgt für ein Versprechen, die Versprechen selber sind unsichtbar, sie sind frei. Jeder spricht für sich, es gibt keine Stellvertretung in diesem öffentlichen Raum. Europa, sagt Jochen Gerz, „soll nicht mit einer Stimme sprechen, sondern mit vielen. Die Toleranz hat viele Stimmen.“

Ausgangsort des neuen Platzes in Europa ist die Christuskirche: In ihrem Turm, der zwei Weltkriege überdauert hat, wird der Erste Weltkrieg erinnert, die Ur-Katastrophe Europas. Die Namen von Gefallenen aus Bochum stehen hier neben den Namen der „Feindstaaten Deutschlands“. 

“Feindstaaten”? Ein prekärer Raum, 1931 wurde er der Öffentlichkeit übergeben, nach 1933 ignoriert, nach 1945 vergessen. 1998 haben wir ihn wieder erschlossen und zur Diskussion gestellt. Aus dieser Diskussion heraus entstand das Konzept für eine Kirche der Kulturen, zugleich hat Jochen Gerz aus dieser Diskussion heraus den Platz des europäischen Versprechens erdacht. Die Idee des renommierten Künstlers:

Vor dem Hintergrund der europäischen Bürgerkriege laden wir gemeinsam die Bürger Europas ein, Europa ihr eigenes, ihr persönliches Versprechen zu geben.

Das erste Steinfeld mit den Namen derer, die sich Europa versprochen haben, wurde 2008 im Turm der Christuskirche verlegt. Dieses Steinfeld – 5,40 x 3,80 Meter – ist zur Matrix geworden für alle weiteren Namensfelder im Außenraum.

Am 11. Dezember 2015 wurde dieser Platz – 14 726 Namen, in 63 Steinplatten graviert und auf 21 Steinfelder verteilt – der Öffentlicheit überantwortet. Europa spricht mit vielen Stimmen, die Toleranz hat viele Stimmen.

» Jochen Gerz – Kuenstler – Rede zur Eroeffnung des Platz des europaeischen Versprechens (pdf)

» Peter Friese – Kunstwissenschaftler – Rede zur Eroeffnung

» Thomas Eiskirch – Oberbürgermeister – Rede zur Eroeffnung

Platz des europäischen Versprechens | Foto (c) Patrick Skrypczak

Der PLATZ DES EUROPÄISCHEN VERSPRECHENS von JOCHEN GERZ ist im Auftrag der Stadt Bochum und der Christuskirche Bochum mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen von 2007 bis 2015 in Bochum entstanden.