Kulturpolitik

“BoSy in die Christuskirche”

Anmerkungen zum Artikel in den Ruhrnachrichten

Christuskirche BO by Heinz Dach (c)

Es gibt die städtischen Symphoniker. Es gibt kein städtisches Konzerthaus. Es gibt Räume in der Stadt.

Ein paar Verdeutlichungen zu “BoSy in die Christuskirche”, einem Artikel von Benedikt Reichel in den RUHRNACHRICHTEN. Die erste lautet: Die Christuskirche Bochum ist eine Kirche, sie wird es bleiben.

(1) Sie ist ein architektonisch epochales Bauwerk und wird es bleiben. Sie ist Stadtkirche des Evang. Kirchenkreises und wird es bleiben. Sie hat ein Konzept, das erfolgreich ist, weil es der Kunst einen Kontext verleiht. Die Kirche ist Resonanzraum für das, was in ihr geschieht. Sie ist “ein Ort für außergewöhnliche Konzerte”, wie die RN tags zuvor schrieben.

(2)  Dass unsere Türen offen stehen, ist also kein Angebot aus Not. Die Symphoniker haben sich selber unter Zugzwang gesetzt, indem sie ihre Existenz mit dem Bau eines Konzerthauses verknüpft haben. Die “beiderseitige Kündigungsoption für den Fall, dass die geplante Spielstätte wider Erwarten nicht gebaut wird”, lässt eine Situation befürchten, in der es nur Verlierer geben kann. Am Ende verlöre die ganze Stadt.

(3)  In dieser Situation sind wir gerne bereit, darüber nachzudenken, ob sich die bestehende Kooperation zwischen Symphonikern und Evang. Kirche ausweiten lässt. Die bestehende Kooperation betrifft nicht nur die CHRISTUS-, sondern auch die MELANCHTHONKIRCHE. Es geht nicht um Übernahme oder Pacht, sondern darum, Modelle für eine sinnvolle Mitnutzung zu entwickeln.

(4)  Das allerdings, darin hat Hans-Otto Forth recht, setzte die Bereitschaft voraus, dass Symphoniker und Stiftung “mit ihrem Konzept brechen”. Das BISHERIGE KONZEPT ging davon aus, höchst unterschiedliche Funktionen des Raumes in einem Raum zu bündeln: Proberaum, Lagerraum und Spielraum für Konzerte mit 1 bis 100 Aufführenden sowie dem Programm aller Epochen.

(5)  ANDERS WÄRE ES, nicht länger in unveränderlichen Größen zu denken, sondern in wechselnden Kontexten. Räume sind nicht neutral, Kirchen sind Kirchen und ein Konzerthaus kein Container, in das man “wahlweise dieses oder jenes Konzept, dieses oder jenes Repertoire, diese oder jene Starbesetzung eingeben kann”, so der Stadtplaner Dieter Hoffmann-Axthelm, kaum zufällig ein studierter Theologe:

“Ein differenzierteres Publikum verlangt, wie die einfallsreichen Aufführungsorte alter Musik zeigen, auch eine größere Kongruenz – nicht mehr von Genre und sozialer Schicht, sondern nunmehr von Genre und Gebäude.”

(6) Die Frage wäre also, ob sich in dieser Stadt ein Raum-Konzept entwickeln lässt, dass die verschiedenen Funktionen, die sich stellen, auf verschiedene Räume umlegt, die es gibt. Es ginge dann nicht mehr um den Bau des einen, sondern den Umbau mehrerer Orte. Und es ginge um ein Konzerthaus, das so “polyzentrisch” wäre, wie es die Kulturhauptstadt selber ist.