Antje Vollmer, Margot Käßmann
Hans-Ehrenberg-Preis 2011
Die Publizistin und langjährige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Dr. Antje Vollmer, erhält den Hans-Ehrenberg-Preis 2011. Der protestantische Preis wird der Theologin in Form eines öffentlichen Gesprächs zwischen ihr und Margot Käßmann verliehen. Thema: “Gott & die Politik”. Moderation: Reinhard Mawick, Pressesprecher der EKD.
Mit Vollmer werde ein politisches Denken gewürdigt, das “in scheinbar ausweglosen gesellschaftlichen Konflikten” Verständigungsprozesse einleiten könne, heißt es in der Begründung der Findungskommission. Voraussetzung dafür sei Vollmers politische Sensibilität,
“mit der sie geschehenes Unrecht wahrnimmt und es, ohne es zu beschönigen, zu besänftigen sucht”.
Das öffentliche Gespräch zu suchen, ist Kennzeichen des Hans-Ehrenberg-Preises, den der Evangelische Kirchenkreis Bochum in Abstimmung mit der Bochumer Hans-Ehrenberg-Gesellschaft und der westfälischen Landeskirche zum sechsten Mal verleiht. Ehrenberg – jüdisch geboren, Philosoph, Publizist und Bochumer Pfarrer – war Mitbegründer der Dialog-Philosophie, konnte seine Kirche aber gerade deswegen ins radikale Gegenüber zum völkischen Denken der Nazis stellen [hier Ehrenbergs Biographie].
Heute werden mit dem nach Ehrenberg benannten Preis Persönlichkeiten und Initiativen gewürdigt, “die protestantische Positionen in öffentlicher Auseinandersetzung vertreten”, wie es in der Widmung der Evangelischen Kirche Bochum heißt.
Antje Vollmer, so Traugott Jähnichen, Vorsitzender der Hans-Ehrenberg-Gesellschaft, habe ihre Politik auf jenem “dialogischen Prinzip” gegründet, das Ehrenberg für die politische Theorie der Gegenwart (Hans-Georg Gadamer, Jürgen Habermas, Emanuel Levinas) fruchtbar gemacht habe.
Zitat aus der Begründung der Findungskommission:
Demokratie führt eine Vergangenheit mit, deren Unrecht nicht wieder gut zu machen ist. Dass zivilisatorische Standards weg brechen können, ist eine historische Erfahrung; dass es die eigenen Standards sein können, ist es ebenfalls. Diese biographische wie kollektive Erfahrung haben, auf sehr verschiedene Weise, Opfer wie Täter des Unrechts machen müssen. Solche Erfahrungen können die demokratische Gesellschaft von innen heraus sprengen, wenn sie nicht eingebunden werden in ein gemeinsames Verstehen. In dieser Intention folgt Antje Vollmers Politik dem Denken und Handeln Ehrenbergs.
50 Jahre nach Ende des Krieges hatte Antje Vollmer die deutsch-tschechische Versöhnung auf den Weg gebracht, damals ist sie von deutschen Verbänden aufs Übelste beschimpft worden. Sie hat den innergesellschaftlichen Dialog mit den Terroristen der RAF angestoßen und über Jahre hinweg mitgetragen. Zuletzt hat sie den von der Bundesregierung eingesetzten Runden Tisch zur “Heimerziehung in den 50er / 60er Jahren” moderiert und – erheblichen Vorwürfen zum Trotz – einen für das gesellschaftliche Zusammenleben glaubwürdigen Lösungsvorschlag unterbreitet.
Glaub- wie preiswürdig darum Vollmers Definition von Demokratie: Sie sei
die einzige Staatsform, die sich selber korrigieren kann.
→ Dienstag, 22. November, 19 Uhr
→ Festakt mit dem Vizepräses der westfälischen Landeskirche, Albert Henz, Superintendent Peter Scheffler, Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz, Stadtkantorei Bochum unter Leitung von Arno Hartmann
→ Festakt und Diskussion sind öffentlich, der Zugang frei.
→ Platz-Reservierungen unter info@christuskirche-bochum.de