Kultur & Theologie

Stil heißt, sich selber erkennen

Peter Murphy, Stimme von Bauhaus, Stil-Ikone

Peter Murphy by Thomas Tadeus Bak (c)

Der Mann ist eine Ikone. Murphy war Kopf und Stimme von BAUHAUS, und die britischen Post-Punker waren  die  –  als der Punk ans Ende kam und das Leben trotzdem weiterging  –  die einen Stil dafür gefunden haben, fürs Leben danach.

Eigensinnig, auf englische Weise exzentrisch, war Murphy der Typ für das, was zur neuen Bewegung wurde, zur Dark Wave: seine Art, sich zu kleiden, seine Vorliebe fürs Schminken, seine blass-dunkle Aura und eine Stimme, die von wer weiß woher zu kommen schien, nur keinesfalls von oben. BAUHAUS war Musik wie aus den Katakomben, und in die muss einer erst einmal hinabgestiegen sein, um Musik daraus zu schöpfen.

Murphy hat sich aber da unten nicht eingerichtet und auch nicht den kommoden Weg zurück gewählt. Irgendwann in den 80ern  –  Murphy ist mit einer türkischen Künstlerin verheiratet, er wohnt mit seiner Familie in Ankara  –  hat er sich, als Kind anglikanisch erzogen, zum Islam bekannt. Genauer: zum Sufismus, der mystischen, meditativen Seite des Islam:

keine Jenseits-Spekulationen, keine Vertröstungen, stattdessen der Drang, das Göttliche im Jetzt zu finden. Im Sufismus geht es  –  wie in jeder Religion, die einem nichts aufdrängt, sondern abverlangt  –  um Selbsteinsicht. Murphy im Interview mit laut.de:

    Egal ob Buddhist, Christ, Jude oder Moslem –  wirklich egal. Man sucht sich das nicht aus. Jedenfalls nicht, wenn es echt ist. Nur davon spreche ich. Spiritualität und Religion ist kein Büffet. Als ich mit dem Sufismus konfrontiert wurde, stellte ich fest: Das bin ich. Das war ich schon immer. Und jetzt darf ich es endlich verstehen. So etwas hat viel mit Demut in der Erkenntnis zu tun.

Es hat mit Demut in der Selbsterkenntnis zu tun, und Selbsterkenntnis hat mit Stil zu tun. Mit der Art, sich selber zu formen, zu performen. Wenn man vom post-punk-weisen Murphy etwas lernen möchte, dann dies: dass Stil Selbstreflektion ist und umgekehrt. Murphy:

    Du weißt ja, dass ich mich mein öffentliches Leben lang schminke. Ich lege auch großen Wert darauf, sagen zu dürfen, dass es nichts und gar nichts Homosexuelles an sich hat, wenn Männer gekonnt Make Up nutzen und einen eigenen  –  ganz ungeprägten  –  Sinn für Schönheit entwickeln. Jeder kann seine eigene Art herausfinden, mit der man die eigene Wirkung bewusst unterstreicht.

Die eigene Art ist die eigene Kunst. Murphy wird die legendären BAUHAUS-Sets in der Christuskirche performen, auch sie ein Ort, sich selber zu erkennen.