Programm

1 Maahn, 1 Gitarre

Er hat Deserteure geehrt, den Mainstream beglückt und ist Straßenmusiker geblieben

Wolf Maahn (c)

Ray Charles habe seine Mutter gehört, hat er mal erzählt, und die Beatles. Und „als die Beatles 1966, da war ich elf, ihre erste und einzige Tour durch Deutschland starteten, hat sich meine Mutter morgens um 6 Uhr angestellt und Karten für mich und meine Brüder ergattert.“

So kam Wolf Maahn zur Musik, und dann ging er mit Fleetwood Mac auf Tour, spielte den Supporter für Bob Marley, für Roxy Music, für Bob Dylan. Was für ein Werdegang. 

Die Band, mit der er wurde, was er ist, nannte er “Die Deserteure”. Maahn türmt, und das vorweg: Deserteure waren bis in die 90er hinein nicht eben wohlgelitten in diesem Land. Erst 2002 wurden alle Urteile für nichtig erklärt, die von NS-Militärgerichten gegen die diejenigen vollstreckt wurden, die versucht hatten, bei den Verbrechen der Wehrmacht nicht mitzumachen. 2002!

Da hatte Maahn Die Deserteure schon 20 Jahre lang ins Bühnenlicht gebracht.

Und zugleich angefangen damit, auf Deutsch zu singen, auch das war damals nicht unbedingt cool:

„Als Erstes habe ich eine sehr abgefahrene Version von ‚Sag mir wo die Blumen sind‘ eingespielt“.

Als Erstes also eine Version des Ur-Songs aller Polit-Songs: Maahn ist politisch wach, aber kein 68er, dafür ist er zu jung. Und gleichzeitig zu alt, um von den 68ern beschult worden zu sein. Mit seinem Engagement bleibt er  –  zwischen Brokdorf und Wolfgang Clement, wenn man so will  –  in the middle of the road. Ist, was er macht, deswegen Mainstream?

Ja, nein, ein Beispiel: Maahn ist der erste deutsche  –  deutschsprachige, deutschrockende oder wie immer man dies neue Deutsch verstehen will  –  der erste deutsche Act, der es in den legendären Rockpalast gebracht hat. Damals hörte halb Europa zu, wenn man sich im WDR zum Musizieren traf. Eindeutig Mainstream, völlig klar, trotzdem wurde Maahn nie in seiner Karriere in jene Umlaufbahn geschossen, in der die Stars & Sternchen kreisen.

Und wenn man so darüber nachdenkt, warum das so ist: Er ist Straßenmusiker geblieben.

“Rosen im Asphalt”, “Irgendwo in Deutschland”, “Ich wart auf Dich”, „Kind der Sterne“  –  das ist guter Mainstream, es sind Hits, die “unsinkbar” bleiben, wie der ROLLING STONE einmal schrieb. Unsinkbar aber nicht deshalb, weil sie vielleicht mal in die Rotation geraten sind, sondern weil sie gute Songs sind. Maahn war Songmacher und ist es geblieben, jetzt kommt er solo in die Christuskirche, ein persönlicher Abend mit einem, der eine ganze Generation durch ihre Jahrzehnte hindurch begleitet hat.