Terror ächten

Demokratie statt Staatsreligion

Internationaler Iran-Kongress

Parastou Forouhar: Schrift Raum | Stadtgalerie Saarbrücken 2011

Wer die Hamas unterstützt, die alle Juden abschlachten will, und wer der Hisbollah zu einem der größten Raketen-Arsenale weltweit verhilft, gilt in Deutschland als “moderat”: Hassan Rohani, Präsident des Iran, rechnet man hier hoch an, dass andere noch barbarischer sind als er. Während das Mullah-Regime, dem er dient, keinen Zweifel daran lässt, wohin die Reise geht: Auch der sanftäugige Rohani hat bereits Hunderte Demokraten hinrichten lassen. Das sind die Gründe, warum, wer die iranische Staatsreligion kritisiert, Raum findet bei uns, in einer evangelischen Kirche.

Mit Iran Freedom zusammen verleihen wir hier seit 2011 den Bochumer Menschenrechtspreis, in dieser Woche kommt eine weitere säkular-iranische Organisation, der Iran National Council INC,  in der Christuskirche zusammen: 150 Exil-Iraner aus der ganzen Welt  –  Politiker, Schriftsteller, Journalisten. Sie sind Teil der demokratischen Elite eines anderen Iran.

Hier ein Vorbericht der WAZ:

150 Exil-Iraner diskutieren in Bochum über ihre Heimat

Omid Pouryousefi gilt im Iran als „Staatsfeind“. In Bochum organisiert er jetzt einen Iran-Kongress.

Bochum.   Ein Internationaler Iran-Kongress findet am 9. und 10. August in der Bochumer Christuskirche statt. Pfarrer Thomas Wessel unterstützt die Organisatoren. Zu Ihnen gehört Omid Pouryousefi, der Leiter des sozialen Jugendprojekts X-Vision.

Das Programm lässt sich schnell zusammenfassen: Weltpolitik und -frieden. 150 Exil-Iraner aus aller Welt setzen sich am Wochenende (9./10. August) in der Christuskirche zusammen, um über Wege hin zu einer säkularen Demokratie in ihrer Heimat zu diskutieren. Im letzten Jahr fand der erste Kongress noch mit ca. 70 Teilnehmern in Washington statt. Nun trifft sich die „iranische Elite“, bestehend aus bekannten Schriftstellern, Dichtern, Journalisten und Politikern in der Bochumer Christuskirche

Dafür mitverantwortlich ist Omid Pouryousefi. Der 42-Jährige Bochumer ist in seinem Geburtsland Iran als „Staatsfeind“ eingestuft. Songs und Texte des Musikers, Migrationsbeauftragten und Leiters des sozialen Jugendprojektes X-Vision, haben ihm den Unmut des Mullah-Regimes eingebracht. Beim Kongress geht es jedoch weder um ihn, noch um andere Einzelschicksale: „Wir möchten langfristige Verbesserungen für das iranische Volk herbeiführen“, sagt Pouryousefi, der selbst als 13-jähriger Kriegsflüchtling nach Deutschland emigrierte. Erklärtes Ziel und gemeinsamer Nenner der Versammlung: „Religion und Politik müssen getrennt werden und eine Orientierung an westlichen Standards erfolgen.“ Seit der Wahl Hassan Rohanis zum iranischen Staatspräsidenten 2013 gab es zwar Annäherungen an die westlichen Länder – die großen Hoffnungen der Einwohner wurden bislang jedoch nicht erfüllt.

20 Vereine, u.a. aus den USA, Kanada und vielen europäischen Ländern, setzen sich dafür ein. Über ihre Spenden und Mitgliederbeiträge wird ein Großteil der Kongresskosten gestemmt. „Flüge und Hotels zahlen die Teilnehmer selbst. Jeder ist gewillt, seinen Teil beizutragen“, so Pouryousefi.

Kampf für Menschenrechte

Pouryousefi unterstreicht auch die nachhaltige Ausrichtung: „Es ist zwar ein weiter Weg. Aber die jüngeren Mitgliedern stehen für einen Generationswechsel in der iranischen Opposition, die auch von den Älteren unterstützt wird.“ Ebenso weist er auf einen weiteren Vorteil hin: „Da die gesamte Organisation, u.a. Verpflegung, Sound, Video und Security, meiner Regie obliegt, helfen mir die Kids von X-Vision.“ Für sie sei es die perfekte Gelegenheit hautnah mitzuerleben, was Menschenrechte bedeuten und welchen Einsatz diese erfordern. Auch Thomas Wessel, Pfarrer und Leiter der Christuskirche, unterstützt die Organisation. Zur Eröffnung am Samstag lädt der Organisator um 9 Uhr alle politisch aktiven Bochumer ein, mit den Teilnehmern des Kongresses auf der Bühne geschlossen „Flagge für die Freiheit zu zeigen.

Timo Gilke | derwesten 03.08.2014

Mehr Infos zum Iran National Council: jungle-world.com/artikel/2013/20/47703.html

Zum Foto | Parastou Forouhar

Die exil-iranische Parastou Forouhar wird zu Ausstellungen in ganz Europa und den USA geladen  – u.a. Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof, Berlin, Leighton House Museum, London, Galerien in New York, Warschau, Rom. Das Foto oben zeigt ihre Rauminstallation “Schrift Raum”, hier in der Stadtgalerie Saarbrücken 2011:

>> Die persische Schrift wird zum Ornament. Indem Forouhar die weißen Wände des Museums über und über mit den Schriftzeichen übersäht, dienen sie als „Papier“ für ihren Text. Der Raum wird zum „Schriftraum“. Während die weiße Wand des Galerieraumes gemeinhin zur universalen Norm und unmarkierten Instanz erhoben wird, steht das orientalische Ornament für das Abweichende.

Fremd ist die Schrift auch deshalb, weil sie für westliche Besucher nicht lesbar ist – als „unverständlicher“ Text wird sie zum reinen Ornament. Indem sich die Schrift gegen Bedeutungszuordnungen durch westliche Besucher verwahrt, bleibt sie in ihrer irreduziblen Bildlichkeit und unauflösbaren Gegenständlichkeit bestehen. Der Sinn ist nicht zu begreifen; allenfalls die beschrifteten Pingpongbälle, die den Boden der Installation bedecken, lassen sich im haptischen Sinne begreifen.

Die Lesbarkeit wird noch erschwert durch die Bewegung der Pingpongbälle, die auch in ihrer Kreisform keine festen vertikalen oder horizontalen Leseachsen vorgeben, sie bilden immer neue Muster, sind immer in Bewegung und werden zusammenhanglos.

Selbst bei Kenntnis des Persischen erweisen sich die Zeichen als Wortfragmente und Silben, die keiner linearen Ordnung unterliegen. Das Schriftornament bedeckt den gesamten Raum – an der Decke, auf dem Boden, an den Wänden. Die Betrachter, die die Räume betreten, sind umgeben von den Mustern und müssen ihren souverän-distanzierten Standpunkt aufgeben.

>> www.parastou-forouhar.de