Kultur & Theologie

Hauschka’s Lost Paradise

Abandoned City | 29. August

Hauschka in der Christuskirche Bochum 2011 Foto Tobalo.de

Der erste Ort, der sich selber überlassen blieb, weil alle Menschen ihn verlassen hatten, war das Paradies. Das erklärt vielleicht den Nostalgiefaktor, den Lost Places haben, sie scheinen etwas zu entzünden, “das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war”.

Berühmter Satz, stammt von Ernst Bloch, hier erwähnt, weil er aus einem Lost Place, wie es die Schlegel-Keller sind, ein Lost Paradise heraus gelesen hätte, einen “Traum nach vorwärts”.

Hauschka macht das ähnlich: Er hat sich vorgestellt, wie es klingen würde, fände er in einer verlassenen Stadt ein Klavier, das sich mit dem, was sonst wohl noch zu finden wäre, präparieren ließe  –  es klingt wie vorwärts geträumt.

Weltweit soll es rund 2500 verlassene Städte geben, das Paradies nicht mitgezählt. Auch nicht das Ruhrgebiet, das sich in Stadtteilen anschickt, die Liste zu verlängern. Was da an Stimmungen durch leere Straßen irrt an Häuserwänden entlang, hinter denen Traumfiguren leben, hat Hauschka eingeholt in seine Musik: Die Stimmen stummer Städte sind ihm

„Metapher für das, was in mir passiert“.

Abandoned Paradise. Die Ruhrtriennale  –  sie präsentiert Hauschka ebenfalls im August  –  macht es anders, sie bebildert Hauschkas Spiel mit feuerroter Lava und nennt das Drama „Höllenfahrt“. Wären wir also zu dritt: die Hölle, das Paradies und was in mir passiert  –  ob es am Ende dasselbe ist?

Schwierige Frage, die Hölle, wissen wir ja seit Sartres Geschlossene Gesellschaft, “sind die anderen”  –  wer ist dann das Paradies?

Abandoned Paradise

Soviel ist klar, wer Hauschka hört, gelangt in keinen geschlossenen Garten, kein entweder Hier oder Dort, sondern findet sich in einem Spielraum wieder, Hauschkas Spielzimmer.

Drinnen verschieben sich die Proportionen, es kann passieren, dass Spielzeug-Figuren den Beat bestimmen und Pingpong-Bälle singen, nichts wird dramatisch im Feuer verzehrt. Die Musik trödelt aber auch nicht rum wie Eva unter Bäumen, eher geht es zu wie beim Fang-Spiel mit Gefühlen, von denen man sich gerne fangen lässt, weil man sich losmachen kann von ihnen, wann immer man will. Das ist eh der entscheidende Zug an Hauschkas Musik auch da, wo ihre rhythmischen Muster Dominanz entwickeln, als wollten sie führen statt fangen:

Sie bewahrt sich selber die Freiheit. Das Spielerische gewinnt, das Vergnügen vorwärts zu träumen, dass etwas so sein könnte oder anders, das Spielzimmer im Kopf. –

Die Hölle beginnt, wo dieser Spielraum endet.