Der Computer bemerkt, warum er da ist
Wesseltoft, Hauschka, Grandbrothers et al
Das Klavier: Holz, Metall, Filz, Stahldraht.
Der Computer: Strontium, Thallium, Silizium, Kobalt, Arsen, Mangan, Polyamid …
Klingt komplexer als Klavier. Kürzlich haben „mehr als Tausend der renommiertesten Forscher“ vor der Machtübernahme durch Künstliche Intelligenz gewarnt.
Wir hier haben ein Faible für intelligente Kunst, wir stellen das Klavier zum Computer in die Kirche, das Holz zum Silizium, Filz zum Mangan und laden ein:
Hauschka und Piano Interrupted und Carlos Cipa und – this is the dawning of the age of ai – Bugge Wesseltoft + Henrik Schwarz + Dan Berglund und andere mehr.
Aber vorher noch ein weiterer Blick hinaus, wir sehen: Kampf-Roboter und marodierende Drohnen, Atom-U-Boote, die aus dem Joystick laufen – und hören AI-Wissenschaftler, sie sagen, das ist der Horror von gestern. Heute denkt es sich binär, sagen sie, deshalb gibt es zwei Botschaften für uns, die gute:
Die Menschheit wird wohl eher nicht versehentlich versenkt, sondern – und das ist die weniger gute Nachricht – weil künstliche Hirne sie versenken wollen.
Gestern also die Angst vor zu wenig Hirn – Heuschrecken fressen alles kahl, Dinos trampeln alles platt. Heute die Angst vor zu viel Hirnmasse. Ganz anders denken da Leute wie Henrik Schwarz, Bugge Wesseltoft, Dan Berglund und Tom Hodge & Franz Kirmann et al, die keine Forscher sind, sondern Künstler.
Warum sollte sich Kunst nur im Klavier abspielen?
Künstlicher Intelligenz begegnen Künstler künstlerisch, und da passiert es dann, der Computer räkelt sich, das kleine Monster erwacht und quäkt herzzerreißend. Kleiner Exkurs zu Rüdiger Safranski, dem Philosophen, von DIE PRESSE befragt:
“Ein Satz von Schelling kommt in jedem Ihrer Bücher vor: ‘Die Natur schlägt im Menschen ihre Augen auf und bemerkt, dass sie da ist.’ Warum ist Ihnen dieses Zitat so wichtig?”
Darauf Safranski:
“Ist es nicht wie ein Wunder, dass die Evolution ein Bewusstsein hervorgebracht hat, das die Evolution begreifen kann? Das ist das ungeheure Faktum, aus dem auch die Gottesintuition entspringt. Es ist zugleich selbstverständlich und völlig rätselhaft. Eine Art Zielgerichtetheit kommt darin zum Ausdruck: Die Natur hat zu ihrer Selbstsichtbarkeit geführt. Das ist auch der Triumph über den Materialismus: Begreifen ist mehr als nur ein materieller Vorgang. Das ist für mich eine Art Glaubensbekenntnis.”
Jetzt die NZZ:
“Ein Glaube an einen Schöpfergott?”
Safranski:
“Wir brauchen dafür keinen außerweltlichen Gott. Es genügt, das Naturgeschehen als einen im Kern intelligenten Prozess zu verstehen. Warum sollte sich Geist nur im menschlichen Kopf abspielen.”
Warum sollte sich Kunst nur im Klavier abspielen? Der Computer schlägt, von Kunst beatmet, die Augen auf und bemerkt, warum er da ist.
PIANO INTERRUPTED + CARLOS CIPA
>> 21. November, 20 Uhr
>> VVK 12 EUR zzgl. Gebühren
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BUGGE WESSELTOFT HENRIK SCHWARZ DAN BERGLUND
>> 16. Januar, 20 Uhr
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