Platz des europäischen Versprechens

“Vorliebe für seltsame Vereine”

Review: 4 Niederländer und 1 Tag für Europa

Cuvee beim Pulse of Europe | (c) Ayla Wessel, Kulturagentüer

Was uns helfen könnte in Europa? „Positiv sein.“ Sagt Johan Simons, Intendant der Ruhrtriennale.

„Vertrauen und Akzeptanz“, sagt Gertjan Verbeek, Trainer des VfL. Zwei Botschaften aus den Niederlanden, deren Botschafterin per Video zugeschaltet war am Europatag in der Christuskirche:

Der Platz des europäischen Versprechens, so Monique van Daalen, habe vorweg genommen, was heute als Pulse of Europe durch die Städte gehe  –  ein europäisches Gefühl.

Was ja ein Gefühl ist für die Cuvee, die Mischung. Hier eine Review auf den „Tag für Europa“ in Bochum.

Wenn Niederländer deutsch sprächen, erzählte Inez Boogaarts, deutsch-sprechende Niederländerin, schlage ihnen Sympathie entgegen. In Deutschland. Europa wäre, wenn sich ein solcher Sympathie-Bonus auf alle Nationen und deren Dialekte übertragen ließe …

Ein weiter Weg. Dass man die europäischen Sprachen wie Musik hören kann, dass man schräge Aussprachen lieben und schrullige Vorlieben pflegen kann. Ob Niedersachse oder Niederlande, jedes Nationalgefühl ähnelt dem, was Norbert Lammert  –  er ist Kurator der Christuskirche, auf ihn geht die Idee mit dem Botschafter-Talk am Platz des europäischen Versprechens zurück  –  was Lammert eine „Vorliebe für seltsame Fußballvereine“ genannt hat: irrational, aber sympathisch. Verschroben, aber auch nicht weniger verschroben als die Vorliebe für jeden anderen Verein.

Zumindest im Sport –  das ist jetzt keine Neuigkeit  –  sind Nationalitäten zum Accessoire geworden, die nationalen Farben nur noch Applikation, die Landesflagge eine Art Gürtelschnalle. Kernwerte und Traditionen, an die man sich anpassen müsse, wenn man mitspielen wolle, dergleichen Substanz hätten nur noch gute Fußballclubs, meinte Gertjan Verbeek:

Clubkulturen solcher Art seien am Erfolg orientiert, ihnen gegenüber spielten nationale “Leitkulturen“ nur dritte oder vierte Geige. Verbeek ist Optimist.

Denn was ist mit Wilders, dieser niederländischen Petry? Und was mit Petry, dieser deutschen Le Pen? Und was mit Alu-Hüten wie Xavier Naidoo?

Vielleicht gibt es diese und andere Neo-Nationalisten gerade deshalb, weil ihnen dämmert, dass es mit dem Nationalgefühl nie wieder was wird. Leute wie Wilders und Petry und Naidoo rauschen durch ihre Empörung wie durch einen Basar, berauschen sich an alten Orden und wissen ganz genau, dass es vorbei ist mit dem Blech, das sie reden.

Retromania. Wie gemacht fürs Ruhrgebiet, das ist unser Problem.