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Chaos, Kunst und SchutzVO

Was Orgeltage mit der Kunst von Ursus Wehrli gemeinsam haben

Ursus Wehrli, Kunst aufräumen (Ausschnitt) | (c) Kein & Aber (Pressefoto)

Corona sortiert die Kultur, ein Virus räumt die Kulturlandschaft auf wie Ursus Wehrli die Kunst. Was zusammengehört, wird getrennt, was getrennt ist, findet neu zusammen. Eben so hat Wehrli, Kunstaufräumer aus der Schweiz, prinzipienlose Pommes nach Statur sortiert, die Quadrate von Paul Klee nach Farben und die Wiese im Freibad nach Laken und Mensch. Eine Chaos-Schutzverordnung, genial-elegant, obenan die eine Regel: Du sollst Abstand halten. Der Regel folgt auch, weniger elegant, die Corona-SchVO für NRW: Was sie zusammenfügt, sind Klassikorchester und Metallbands,

Schuke-Orgel der Christuskirche Bochum by Aart Strik (c)

Polizeichöre und Technofreaks und alles, was sich  –  seid umschlungen  –  selber verdichtet, bevor es Kunst freisetzt. Das ist die eine Gruppe, die sich dank Corona gefunden hat und nun nicht darf, was sie gern dürfte. Von ihr unterschieden sehen sich Kammermusik und Kleinkunst vereint, verträumtes Piano und laszives Varieté, lyrische Lesung und liebliche Flöte, kurz gesagt alles, was wohl spielen dürfte, es aber nie darauf angelegt hat, Distanzen zu überwinden:

„Zwischen Darstellenden und Publikum müssen 4 m Mindestabstand gesichert werden“,

verlangt die “Anlage ‘Hygiene- und Infektionsschutzstandards’ zur CoronaSchVO NRW”: Aus 4 m Abstand nimmt sich die „Farbtafel“ von Paul Klee, die Ursus Wehrli aufgeräumt hat, wie eine Briefmarke aus.

Und so finden sich nun, eine dritte Gruppe, Dinge zusammen, die immer schon darauf aus waren, Abstände zu wahren, um sie aufzuheben: Glocken und Kanonen und das Alpenhorn, es kann Täler fluten, auch die Orgel hält alle Abstandsregeln souverän ein. Daher, bevor wir die Christuskirche zum Winter hin schließen, laden wir  –  eine Insel im Meer der Absagen  –  zu einem Konzert mit Orgel ein, alle Infos hier. Und Ursus Wehrli …

Ursus Wehrli | (c) Kein & Aber (Pressefoto)

… würden wir gerne einmal fragen, ob er nicht auch in Bochum etwas aufräumen könnte. Vielleicht die Straßenschilderskulpturen, die hier erschaffen worden sind …

Unbekannter Künstler, Bochum, 21. Jahrhundert | thw