11. September 14:46 h

Erinnern an die Opfer des Terrors

Turm der Christuskirche Bochum by (c) Foto Ayla Wessel, Kulturagentuer

Die Glocken der Christuskirche Bochum läuten nur einmal im Jahr  –  immer am 11. September von 14:46 h bis 15:03 h. Sie erinnern an die Opfer des Terrors weltweit. Sie erinnern daran, dass kein Gott ist, der Menschenopfer verlangt. Und sie erinnern etwas, das so noch nie geschehen ist: Für einen Moment war die Welt in Mitgefühl vereint. 

Wen man auch fragt, so gut wie jeder Mensch kann diesen Moment erinnern, als einen die Nachricht erreichte, dass zwei Passagierflugzeuge in die Türme des World Trade Centers gesteuert worden sind. Überall auf der Welt haben Menschen mit demselben Entsetzen reagiert und mit derselben Gewissheit, die sagt: Das soll nicht sein. An 9/11 und in den Tagen danach war Terror tatsächlich weltweit geächtet. Als hätte die Menschheit für einen Moment die Augen aufgeschlagen.

Er ging zügig vorüber, dieser Moment. Ihn zu erinnern, hält die Möglichkeit fest, dass Terror eines Tages tatsächlich weltweit geächtet werden kann.

Im Anschluss laden wir zu einer Führung anlässlich des Tags des offenen Denkmals ein. Die Stationen:  

 _  der Platz des europäischen Versprechens von Jochen Gerz: 14 726 Europäer aus 1300 Städten Europas haben diesem Platz im Zentrum von Bochum einen Sinn gegeben;

_  die Gedenkhalle der Christuskirche, sie erinnert an den Ersten Weltkrieg, die Urkatastrophe Europas;

 _ das neue Kirchenschiff, 1956 von Dieter Oesterlen entworfen: Hier haben sich zwei Tage nach 9/11 Bochumer Bürger aller Religionen und Anschauungen zusammengefunden, um dem Terror zu widersprechen;

_ der Turm der Christuskirche: Der Weg führt bis hinauf ins Glockengeschoss.

Dauer: 60 Minuten zzgl Turmbegehung. Die Führung ist kostenfrei.  


Am 11. September 2001, einem Dienstag, sind um 14:46 und 15:03 zwei von islamistischen Terroristen entführte Flugzeuge in die beiden Türme des World Trade Centers gelenkt worden. 2996 Menschen wurden  –  unabhängig von ihrer Religion, ihrer Herkunft oder politischen Überzeugung  –  ermordet. Der Terror-Pilot eines vierten entführten Flugzeugs, Ziad Jarrah, war Bochumer, er verantwortet den Mord an 40 Menschen, sie starben auf einem Feld in Shanksville / Pennsylvania.

Die Glocken der Christuskirche Bochum wurden 1958 nebenan im Bochumer Verein gegossen und 1959 eingebracht in den Turm. Insidern gilt das Geläut als eines der bestklingenden Stahlgeläute überhaupt. Mit 6,2 Tonnen Gesamtgewicht ist es allerdings deutlich schwerer ausgefallen als das ursprüngliche, das lediglich 2,8 Tonnen gewogen hat. Ende der 90er Jahre war die Standsicherheit des Turmes gefährdet. Im Rahmen eines aufwändigen Sanierungsprojekts ergaben diverse Messungen, dass der  –  seit der Zerstörung des alten Kirchenschiffs 1943  –  freistehende Turm nicht für dauerhaft volles Geläut ausgelegt ist. 2002 stellte eine Sachverständigen-Runde zur Wahl, entweder die drei kleineren Glocken im Regelbetrieb oder alle fünf Glocken (einschließlich Gegenpendel) einmalig pro Jahr zu läuten. Nach den Terror-Attacken auf New York hatten sich Bochumer Bürger aller Religionen und Anschauungen in der Christuskirche zusammengefunden, um der Opfer zu gedenken und dem Terror zu widersprechen: Sie waren es, die den eigentlichen Impuls dafür gegeben haben, die fünf Glocken der Christuskirche Bochum an jedem 11. September zu läuten.