Sinnlich und schön
Chorwerk Ruhr a capella | 11. März
Zwei Spätromantiker stehen auf dem kommenden Programm, Johannes Brahms und Max Reger, und es sind vor allem Regers drei große Motetten, die immense Ansprüche an den Chor stellen. Und ans Publikum, Reger sagte einmal, dass durch alle seine Werke der eine Choral durchklinge, ‘Wenn ich einmal soll scheiden …‘
Dieses Durchklingen macht Chorwerk Ruhr hörbar. Einer der bedeutendsten Kammerchöre im deutschsprachigen Raum, sagen sämtliche Kritiker vom Fach, er ist dies, weil ungemein ausdrucksstark und weil dieser Ausdruck Resonanz findet, die ebenso entscheidend ist für das, was passiert: Diese Musik entsteht in den Köpfen und Kehlköpfen des Chores, aber sie entsteht gleichermaßen in allen Köpfen, die zwei Ohren haben zu hören.
Und da passiert es einem immer wieder, dass Werke, die man vielleicht schon mal gehört hat, die einem aber nichts gesagt haben, durch CWR zum Leuchten gelangen und zum Verstehen, völlig untheoretisch und unangestrengt, und doch ist auf einmal alles, als könne es nur so sein und nicht anders. Eine Erfahrung von Schönheit, die einen Anspruch auf Ewigkeit anmeldet und im nächsten Moment verklingt.
In der Christuskirche hat Chorwerk Ruhr sein Heimspiel, seit zwei Jahrzehnten – wir versuchen, das Verklingen abzubremsen; kein Anspruch auf Ewigkeit, aber auf sowas wie Heimat oder eben: Heimspiel – seit zwei Jahrzehnten lädt CWR in die Christuskirche ein und dazu, die unglaubliche Schönheit des Gesangs – die Ewigkeit – in eine Balance zu bringen mit ihrer Endlichkeit, die Schönheit des Lebens mit dem eigenen Tod. Nicht nur durch Regers, durch alle Werke dieses Chors klingt der Gedanke, was hören, ‘wenn ich einmal soll scheiden …’