Frida Gold: Jin, Jiyan, Azadî

Eurovision Song Contest und Christuskirche (II)

Alina Süggeler in der Christuskirche Dezember 2022 by Udo Irmler

Dass Frida Gold den nationalen Vorentscheid zum ESC haben absagen müssen, weil Alina Süggeler, Herz und Hirn und Stimme des Duos, krank geworden war, es ist zum Heulen traurig, der Song wäre das Pendant gewesen zu dem von Lord Of The Lost: dort ein brachial verspielter Pop, hier ein sanft in sich verdichteter. Frida Golds „Alle Frauen in mir sind müde“ nutzt die Illusionen des Pop, um zu desillusionieren.

Erstmals vorgestellt hatten Alina und Andi den Song im Dezember bei uns in der Christuskirche, das Video haben sie kurz darauf in der Jahrhunderthalle Bochum gedreht, die Bilder allerdings, die sie mit ihrem Song aufscheinen lassen, sind nicht von hier, sehr viel eher aus dem Iran. Vor 14 Jahren bereits meldeten Medien, dass einer jungen Frau in Teheran, die gegen das klerikal-patriarchale Regime aufbegehrt hatte, erschossen, genauer: in den Rücken geschossen worden ist.

Die Proteste der iranischen Gesellschaft hörten seitdem nie auf, es gab sie 2011 … 2017 … 2019 … 2021 … 2022 … 2023 … „keiner kann sagen, er hätte es nicht gehört“, singt Alina. So gehört, trifft ihr Song einen Ton, der „Jin, Jiyan, Azadî“, Frau, Leben, Freiheit nicht einfach skandiert, nicht hier in Europa, und der den frommen Posen der Machthaber keine poppigen Machtposen entgegensetzt, die keinen was kosten, nicht hier in Europa. Frida Gold haben anti-heroische Bilder gefunden fürs Video  –  auch die Jahrhunderthalle Bochum ist keine Kulisse der Erhebung, ohne eine der Unterdrückung gewesen zu sein  –  und haben vor allem einen anti-heroischen Ton gefunden. Glücklich erst das Land, das Popstars braucht und keine Helden.

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Hier Teil (I) von Eurovision Song Contest und Christuskirche über Lord Of The Lost