Elementar wie die noachidischen Gebote

Giora Feidman live mit Klezmer Virtuos

Giora Feidman by Felix Broede

Vor 39 Jahren inszenierte Peter Zadek, bis 1979 Intendant des Schauspielhauses Bochum, Joshua Sobols „Ghetto“ an der Freien Volksbühne Berlin, er suchte wen, der etwas spielen könnte, das “Klezmer“ hieß – aus bekannten Gründen unbekannt in Deutschland – und engagierte einen Unbekannten namens Giora Feidman. Premiere im Juli 1984, „kaum eine Theateraufführung erregte ähnliches Aufsehen“, schrieb DER SPIEGEL im Herbst des Jahres, „dabei rechneten viele Kritiker dem Klarinettisten Giora Feidman den Löwenanteil des Erfolgs an“.

Die WELT sprach damals von einem „israelischen Wunderklarinettisten“, wir tun es weiterhin. Während es schick geworden ist, Klezmer als „Gedächtnistheater“ zu denunzieren oder von „Versöhnungskitsch“ zu fabeln, wie es etwa Max Czollek tut. Nichts davon, sei die Kritik berechtigt oder nicht, hat erfahren lassen, was Giora Feidman sein Leben lang möglich gemacht hat: ein emotionales Begreifen anstelle abgebrühter Diagnosen. Die Möglichkeit, sich anzunähern an eine Erinnerung anstatt sie kühl diagnostisch abzuwehren. Es sind elementare Empfindungen, die Feidmans Musik formulieren kann, die des Leids, der Lust, des Liebens. Elementare Erinnerungen, die sie wecken kann wie die daran, dass allen Menschen die Fähigkeit gegeben ist mitzuleiden, sich mitzufreuen, andere zu respektieren. Kann man als “Sonntagspredigt” verspotten und “Versöhnungstheater” – oder begreifen, dass Feidman nichts anderes tut, als die noachidischen Gebote zu erinnern. Feidman nennt seine Musik „Jewish Soul“, es ist seine jüdische Seele.

Hier (klicken) alle Infos und Tickets für sein Konzert am 9. September.

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Infos und Tickets für sein Konzert am 9. September hier (klicken).

Foto by (c) Felix Broede