Gaza-Zivilisten schützen – vor Hamas!
9. Oktober 2023 // Gaza ist gut doppelt so groß wie Bochum, im Anti-Israel-Jargon gilt die Gegend als „größtes Freiluftgefängnis der Welt”. Der Zaun zu Israel, das hat sich jetzt auf barbarische Weise gezeigt, ist durchlässig: „Hätte dort eine Mauer gestanden“, sagte Arye Sharuz Shalicar am Samstag in einem Interview mit n-tv, „wären wir in einer ganz anderen Situation.“ Seit Jahren ist die angebliche „Blockade“ des Gaza-Streifens durchlässig auch auf zivile Weise: Zehntausende Arbeitnehmer, die täglich aus Gaza nach Israel und zurück gependelt sind und Geld ins Land mitgebracht haben und keine Geiseln, wie es Hamas-Killer tun. Noch während sie mordeten, hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Bewohner Gazas aufgefordert, das Land vorerst zu verlassen, wörtlich: „I say to the residents of Gaza: Leave now because we will operate forcefully everywhere.“
Das sei “zynisch”, meint die FAZ heute. Nein, unbestritten Israels Recht, sich zu verteidigen, Verteidigung heißt, die Terror-Strukturen zu zerlegen, die es möglich machen, dass Hamas ein weiteres ihrer barbarischen Blutbäder einlässt. Ihre Terror-Strukturen hat die Hamas, es ist seit langem bekannt, quer durch die zivilen Strukturen gezogen. Das ist ihr Geschäftsmodell, darin liegt ihre Handlungsmacht, dass sie sich hinter Zivilisten verschanzt. Sie hat ihre eigene Bevölkerung als Geisel genommen. Nur ist bei ihnen, die in Gaza leben – darin extrem unterschieden von den Israelis und anderen Staatsangehörigen, die Hamas auf bestialische Weise entführt hat und als Schutzschild nutzt – nicht ausgemacht, ob sie Hamas bereitwillig als Geisel dienen oder lieber fliehen wollten, das Phänomen lautet: Es gibt Gaza-Bewohner, die Hamas-Land entkommen sind und Asyl beantragen, weil von Hamas verfolgt, und die ihren Club bejubeln wie Fußballfans, sobald er Juden killt.
Es gibt auch andere in Gaza, sicher. Menschen, die gerne in Israel arbeiten würden, weil sie wissen, dass dies – Zusammenarbeit – tausendmal mehr verspricht als Hamas. Vor fünf Jahren haben „zivilgesellschaftliche Akteure aus Gaza“, so deuteten es damals viele Beobachter wie etwa Medico International, zum „Großen Marsch der Rückkehr“ aufgerufen, Tausende zogen zum Grenzzaun, der Gaza und Israel trennt, „selbstbestimmt und gewaltfrei wollte man auf das Unrecht der anhaltenden Abriegelung aufmerksam machen“. Diese zivile Initiative sei dann von der Hamas gekapert und gegen Israel gewendet worden.
Wenn es denn so war: Was wäre passiert, wenn jetzt, wo es einen unmittelbaren Grund gibt, Gaza zu verlassen, erneut Tausende mit Sack und Pack an die Grenze zögen? An jene, die Gaza von Ägypten trennt, eine weitgehend undurchlässige Grenze bisher? Wenn die internationale Staatengemeinschaft, um einen solchen Exodus zu ermöglichen und zu animieren, auf der anderen Seite, also im ägyptischen Sinai eine Schutzzone einrichtete? Wenn sie Zeltstädte baute für die Dauer des Krieges und die humanitären Hilfen, die reichlich in den Landstrich fließen, den Palästinensern direkt zukommen ließe, allen, die von Hamas und Islamischen Dschihad zu Geiseln ihres Blutrunstes genommen worden sind?
Es wäre eine Abstimmung mit Füßen. Aber es hat diese Offerte nie gegeben, diese simple Lösung für ein tödliches Problem, weil allen klar ist: Der Gaza-Streifen ist abgeriegelt von der Hamas, der Schlüssel steckt von innen im Schloss, nicht von außen. Die Hamas wird ihre lebenden Schutzschilder nicht ziehen lassen. Einrichtung einer Schutzzone für Gaza-Zivilisten außerhalb von Gaza? Allein die Idee macht klar, dass nicht die Israelis verantwortlich sind, wenn Gaza-Zivilisten umkommen im Krieg gegen barbarischen Terror, sondern Hamas und Islamischer Dschihad, der Iran, Katar et al. Und gemeinsam mit ihnen eine internationale Gemeinschaft, die ihr, der Hamas, die Geiseln belässt und beschult und betreut.
Nachtrag 11. Oktober:
Inzwischen hat Israel den Gaza-Streifen auch von außen abgeriegelt, und jetzt, jetzt erst, werden die Vereinten Nationen aktiv, jetzt erst fordert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen „humanitären Korridor“. Den allerdings nicht dafür, die Zivilbevölkerung aus dem Gazastreifen zu befreien, sondern um sie eben dort zu versorgen. Als was zu „versorgen“? Als Geisel.
Wer ist es, der das „Freiluftgefängnis“ betreibt? Um diese Frage, wer die Verantwortung trägt für die tatsächlich oder scheinbar zivilen Opfer, die der Krieg gegen den Hamas-Terror erfordert, wird sich die Debatte kommender Wochen und Monate drehen, sie dreht sich dieser Frage gerade zu: Bundesaußenministerin Annalena Bearbock (Grüne) hat jetzt in den Tagesthemen erklärt, „die Zivilbevölkerung“ werde von Hamas „genauso“ als menschliches Schutzschild benutzt wie die aus Israel entführten Geiseln.
„Genauso“? Hat sich der Terror der Hamas „genauso“ gegen „Frauen, Kinder“ gerichtet, wie Baerbock eigens betont, wie es der Kampf gegen den Terror tut? Baerbock täuscht eine Parität an, die uns für Monate begleiten wird, alles wird „genauso“ sein und soll „genauso“ sein und bevor es tatsächlich „genauso“ sein wird, werden Dutzende Kommentatoren schreiben, Israel gehe es nur um „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ …
Wörter wie „Verhältnismäßigkeit“, „Verhandlungstisch“, „Verständigung“ und „Versöhnung“ anstelle von „Vergeltung“, diese V-Wörter sind die Vunderwaffen eines diskursiven Judenhasses, der uns bald wieder überschwemmen wird, wie er es vor dem 7. Oktober tat.