Grenze zur AfD schließen!

Demo gegen Höcke-Partei am Freitag 19 Uhr Hbf

“Wir sind Bochum, Nazis sind es nicht”: Demo gegen Rechts 2008

Die Evangelische Kirche in Bochum ist die Kirche von Hans Ehrenberg. In den 30er Jahren hat Ehrenberg eine schnurgerade Grenzlinie gezogen: hier die Kirche, dort die Nazis. Es ist dringend, eine ebenso gerade Grenze zu ziehen zur AfD. Und sich mit allen gut zu stellen, die – hier der Aufruf – neben einem stehen auf derselben Seite der Straße.

Was uns gemeinsam ist auf dieser Seite der Straße, ist das, was uns von AfD trennt: Wir träumen von keinen Deportationen, wir verabscheuen sie. Selbst einen Höcke schieben wir nicht ab außer auf sein Abstellgleis. Entlang dieser Grenze zwischen Kirche und AfD gibt es keine Tänzeleien. Das, was der Theologe Paul Tillich ein „Denken auf der Grenze“ genannt hat, ist ein Denken ohne Geländer, aber keines ohne Grenze. Niemand mit einem Gran Hirn sitzt Wannsee-Konferenzen bei, wie AfD sie jetzt reloaded. Es mag sie geben, die „Christen bei der AfD“, in Konferenzen, auf denen Deportationen beraten werden, mögen sie ihren Platz finden, in der Kirche finden sie keinen.

Und als Vorschlag nebenbei: Wer als AfD-Mitglied bekannt ist und dennoch Kirchensteuer zahlt, dessen Mitgliedsbeitrag gehört in einen eigenen Fonds, mit dem die Kirchen den Kampf gegen Rassismus unterstützen.

Klar, dass man auf dieser Seite der Straße zusammensteht mit Leuten, die ansonsten nicht viel miteinander verbindet. Kirche und Antifa? Die Liste, was uns trennt, ist lang. Die Gewaltfrage. Die martialischen Posen. Die Straßenkampf-Romantik. Und meistens auch das doktrinäre Gehabe. Aber klar ist eben auch und das seit vielen Jahren: Es ist die Antifa, die den Kopf hinhält. In einem doppelten Sinn: Sie ist es, die beharrlich recherchiert, die sich hineinwühlt in die Nazi-Tunnel, die einzelne Gesichter aus dem braunen Brei hervorlöffelt, Verbindungen aufdeckt, Vorhaben, Pläne. Und: Wenn die rechte Szene mobilisiert, steht die Antifa in der ersten Reihe. Da, wo die Grenze akut verläuft. Wo sie auf Armlänge verteidigt wird. Dass die Nazi-Szene sich seit Jahren nur geschlossen auf die Straßen traut, hat viel damit zu tun, dass die Antifa nicht diskutiert.

Das legitimiert keine Gewalt, die aus der Antifa heraus verübt wird, es legitimiert aber die Drohung mit ihr. Von der alle auf dieser Seite der Straße profitieren, ob man es will oder nicht. Im Grunde funktioniert die Antifa seit Jahren wie die NATO: Die Drohung mit Gewalt muss permanent plausibel sein, um nicht angewandt zu werden. Gäbe es diese Drohung nicht, könnten Rechtsextreme „ungestört Flugblätter verteilen: vor Supermärkten, vor Schulen, in Fußgängerzonen“, schrieb Sebastian Leber  –  „Danke, liebe Antifa!“  –  vor einigen Jahren im Tagesspiegel: „Mich stört es schon, dass ich ständig von Umweltschützern angesprochen werde, die mich zu einer Mitgliedschaft überreden wollen. Ich bin dankbar, dass es keine Rechtsextremen sind, die über den Holocaust diskutieren möchten. Wer sagt, man müsse sich mit Nazis argumentativ auseinandersetzen, hat keine Ahnung von der Realität in ostdeutschen Provinzen.“

Es ist nicht abwegig, davon auszugehen, dass dies der Grund ist, warum es bisher keine Szenen gibt in bundesdeutschen Städten, wie es sie einmal gegeben hat, Lion Feuchtwanger hat sie in „Die Geschwister Oppermann“ beschrieben: wie „uniformierte Völkische“ in den Straßen stehen und Passanten anbetteln „für ihre Wahlbüchsen“. Höckes AfD tritt zivil auf mit ihren Wahlbüchsen, der Sound –  „Gebt für das Erwachende Deutschland“  –  ist bereits derselbe.