Hubert von Goisern
Tour 2020
Reden wir einmal über Goisern, das kleine Städtchen am Hallstättersee, und über New York. Über Tibet und Togo, das Zuhause vor der Tür und das Zuhause überall, reden wir über den ewigen, weil ewig anderen Hubert von Goisern.
Kann sich noch wer erinnern, es ist 3 1/2 Jahrzehnte her, dass er in die Welt der Musik hinein trat zusammen mit den – es ist wirklich lange her – mit den Original Alpinkatzen. Sie haben Volksmusik gemacht, aber irgendwie auch keine Volksmusik, sondern neue Volksmusik. Klang anders. Klang erheblich anders.
Und war schwer erfolgreich. Seit einem ¼ Jahrhundert ist er, der Autodidakt aus Austria, allerdings alpinkatzenlos unterwegs, er macht, was er will. Mal als Beispiel: HvG hat die Filmmusik für „Schlafes Bruder“ geschrieben, kurz darauf ist er, der Aussteiger aus Austria, durch Afrika gereist und dann durch Tibet und hat sich dort mit dem „Tibetan Institute of Performing Arts“ in Dharamsala, Nordindien zusammen getan und Musik gemacht und … großartige Musik, man höre nur einmal dies hier oder dieses hier. Darauf den Amadeus-Award.
Und Konzerte vor 200 Tausend Zuhörern. Hat nicht jede*r unter den Sternen und Sternchen. Dann gleich die nächste Abbiegung, er schreibt die Vereinshymne für einen Brause-Fußballclub aus Salzburg, vielleicht hat er sich gedacht, die müssen doch auch mal was zu singen kriegen. Dann – unglaublich, der Mann, unerwartbar seine Musik – wieder etwas völlig anderes, eine Europa-Tour die Donau hinab von Regensburg bis zum Schwarzen Meer: 29 Konzerte mit Gastmusikern der jeweiligen Länder, ein wunderbares Projekt, es mündete in Linz, der Kulturhauptstadt Europas 2009.
Gleich im Anschluss mal wieder was im kleinen Format – Konzerte in den Wirtshäusern Österreichs – mit großem Erfolg, nämlich zuerst in den Wirtshäusern und dann in den Albumcharts. Anschließend wieder einmal Filme, dann ausgedehnte Tourneen, er bringt den Alpensound hinüber nach New York, darauf ein weiterer Amadeus-Award und ein Amadeus-Ehren-Award „für genre- und völkerverbindende Musik“.
Und dann, auch das ist eine gefühlte Ewigkeit her … sein letztes Konzert. Es war Ende Oktober 2016, es war in München im Circus Krone, es ist unglaublich stille vier Jahre her. Hubert von Goisern hat sich zurückgezogen.
An den Pool? Den Schreibtisch. Und als er wieder aufstand vom Schreibtisch, war ein Roman entstanden, im April 2020 wird er veröffentlicht. In der Zeit aber, die zwischen Romanschreiben und Romanveröffentlichen liegt, hat er, überrascht es wen, an einer neuen Musik gearbeitet. Und wenn Hubert von Goisern an einer neuen Musik arbeitet, kann man sich – siehe oben – sicher sein, dass sie eines wirklich wird: neu. Der Mann hat nie gemacht, was wer auch immer von ihm erwartet hat. Sobald die Straße gerade schien, war er schon wieder abgebogen und in anderer Richtung unterwegs und war konsequent erfolgreich.
Er kann, was immer er macht, nur Mainstream kann er nicht. Hubert von Goisern macht – der Satz ist abgedroschen, aber bei ihm gewinnt er Sinn – er macht sein eigenes Ding.