Faun
Acoustic Tour 2021
Der Abend wird wegen Pandemie auf Mittwoch 27. April 2022 verlegt. Tickets behalten ihre Gültigkeit.“Pagan-Folk” wird ihre Musik gerne genannt. Dazu zwei Kommentare: Das ist erstens falsch und zweitens sehr schön.
Schön, sehr schön ist die Musik von Faun, weil alles handgemacht. Die Harfe kommt nicht vom Band, die Laute nicht aus dem Computer, die eigenartig geformte Schlüsselfiedel kann man leibhaftig bestaunen und gleichzeitig zuschauen, wie aus Drehleier und Dudelsack – ebenso eigenartig gebildete Geräte, denen man nicht ansieht, ob sie dazu da sind, eine Schmiede zu betreiben oder eine romantische Ballade – wie aus solchen wundersamen Gerätschaften Töne erwachsen, die sich mit all den anderen Tönen zu einer fröhlich friedlichen Welt zusammen tun.
Faun hören heißt zunächst einmal: begreifen, dass Musik gepustet wird und nicht gepostet, dass sie gedreht wird und nicht geloopt, gepresst und nicht programmiert, gehaucht und nicht gehostet usw., Musik ist eine Weise, die Welt in sich einzuatmen und, in eigener Vollmacht, wieder aus. Und da sind dann eben Dinge beteiligt wie Zwerchfell und Zwischenrippenmuskeln, das hat nichts mit Byte und Bits zu tun. Faun macht staunen.
Die Lieder, die so entstehen, sind durchscheinend wie Glaze, die Welt sinkt Lied für Lied ins Traumhafte hinüber, wollte man einen Verkaufsjargon bemühen, müsste man jetzt von “mystisch” sprechen. Aber es ist das nicht, es ist nicht “mystisch”, sondern handfest, weil handgemacht: Niemand wird “entführt” – noch so ein im Musikverkaufsjargon schwer beliebtes Wort – und erst recht wird niemand “mitgerissen”. Wer Faun hört, bleibt auf den eigenen Beinen, geht einen Hörweg entlang und lernt zu wandeln. Anstatt zu hopsen. Es ist schön, sehr schön.
Und die einzige Technik, die hier eine Rolle spielt, die ausgefeilt ist und filigran und höchst perfekt, ist die Spieltechnik von Oliver s. Tyr und Fiona Frewert, von Niel Mitra und Stephan Groth, Rüdiger Maul und Katja Moslehner.
Und dennoch ist etwas falsch, wie eingangs gesagt, aber eben nichts an der Musik, sondern an der Vorstellung, es handele sich um “pagane” Musik. Als “pagan” wird gemeinhin bezeichnet, was “heidnisch” sei oder es gewesen sei, und gemeinhin wird dabei mitgedacht, es habe im Gegenüber zu “christlich” oder “monotheistisch” gestanden. Im Mittelalter aber, dessen Gefühlswelt Faun nachspürt, hat es ein solches Gegenüber nie gegeben, die religiöse Landschaft war erheblich bunter und quirliger, die Übergänge fließend. Wenn man dies mithört in dem Wort “pagan”, hört man es auch in der Musik von Faun und findet sich wieder in ihr …
… falls man ein Herz hat, das hören kann: Spätestens wenn die Faune ein Liebesballade singen, findet niemand keinen Unterschied mehr, ob das nun “pagan” oder “christlich” oder beides sei, es ist ein Liebeslied, es ist schön und sehr wahr.