Bochumer Menschenrechtspreis

Shirin Ebadi: “Shake Hands mit einem, der Frauen steinigt?”

Die Friedensnobelpreisträgerin laudatiert den Bochumer Menschenrechtspreis

Bochumer Menschenrechtspreis 2013 (Ausschnitt): Traditionelle iranische Spiegelkunst by Nasser Sulfiani

“Are you willing to shake hands with a government that stones women? Are you going to trust a government that executes its political opposition?”

Shirin Ebadi, Friedensnobelpreisträgerin, hat sich an die Europäische Union gewandt: Ob Europa bereit sei, die Hand zu schütteln, die Frauen steinigt und Schwule hängt, die Demokraten hinrichtet und mehr Journalisten eingesperrt hat als in jedem anderen Land der Welt?

Der Präsident dieses Land, Hassan Rohani, gilt in Europa als “der moderate Präsident”, so etwa SPIEGEL ONLINE. Anders Shirin Ebadi: Mit Rohani, Nachfolger des als nicht moderat verkannten Ahmadinedschad, habe sich die Zahl der Hinrichtungen im Iran verdoppelt. Ebadi ist Menschenrechtsanwältin, sie wird bei der Verleihung des BOCHUMER MENSCHENRECHTSPREISES die Hauptrede halten. 

Verliehen wird der Preis von IRAN FREEDOM zusammen mit uns und begleitet von Amnesty International. Der Verein IRAN FREEDOM, in Bochum ansässig, vernetzt die große exil-iranische Szene, die sich für Freiheit und Demokratie im Iran einsetzt und  –  in scharfer Abgrenzung zu pseudo-demokratischen Gruppen  –  vorbehaltlos darauf besteht, dass Menschenrechte unteilbar sind.

Kuratorinnen des BOCHUMER MENSCHENRECHTSPREISES, in diesem Jahr zum dritten Mal verliehen, sind Friedensnobelpreisträgerin Dr. Shirin Ebadi, London, und die Schauspielerin Jasmin Tabatabai, Berlin. Beide stehen dafür, dass Demokratie und Menschenrechte keine Verhandlungsmasse sind und nicht zum Spielball in Gesprächen über atomare Entwicklung werden:

“Ist nur die Sicherheit im Westen wichtig? Ist es überhaupt nicht wichtig, wie die Iranerinnen und Iraner getötet werden?”

Die Frage hatte Ebadi bereits gestellt, als sich “Atomgespräche” anbahnten. Jetzt hat sich die Internationale Gemeinschaft vorerst tatsächlich mit einem totalitären Regime über dessen atomare Entwicklung verständigt – die Menschenrechte im Iran haben bei diesen Gesprächen keine Rolle gespielt:

“Das sind ja ganz unterschiedliche Politikbereiche”

erklärte dazu die Vorsitzende des EU-Menschenrechtsausschusses, Barbara Lochbihler (DIE GRÜNEN). Sie arbeite ja nun höchstselbst im Europäischen Parlament:

“Seit ich in diesem Parlament arbeite, haben wir deutlich gemacht, dass wir die Menschenrechtsprobleme im Iran unabhängig vom Atomstreit diskutieren und kritisieren müssen.”

Ebadi und alle, deren elementare Rechte missachtet werden, sehen dies erheblich anders. Dass so etwas wie eine “Diskussion” überhaupt einmal begonnen werde, dafür riskieren sie seit Jahren ihre Leben. Ebadi  –  in den Iran kann sie seit 2009 nicht mehr einreisen  –  wird durch ihre Prominenz geschützt. Auch Künstler wie Mohammad Reza Mortazavi und Parastou Forouhar  –  die beide beim Festakt in der Christuskirche auftreten werden!  –  sind dank weltweiter Bekanntheit halbwegs geschützt.

Wer weniger prominent ist, verschwindet dagegen schnell in den Gefängnissen des Regimes, muss untertauchen oder versuchen, den Horizont der Pasdaran  –  der iranische Geheimdienst agiert weltweit, auch in Deutschland  –  zu verlassen.

Auch die diesjährige Preisträgerin  –  ihren Namen können wir erst während des Festakts bekannt geben  –  ist Menschenrechtsanwältin, sie hatte Anhänger der Protestbewegung vertreten, die 2009 verhaftet worden waren, weil sie in Uni-Zeitungen ihre persönliche Meinung veröffentlicht hatten. Im Iran kann beides, Meinung wie Öffentlichkeit, tödlich sein.

Darum der BOCHUMER MENSCHENRECHTSPREIS, mit ihm werden Persönlichkeiten geehrt, die ihr Leben für Menschenrechte riskieren. Zugleich ehrt dieser Preis, was ihre Leben schützen kann: die Öffentlichkeit, die wir sind.


>> Sonntag, 8. Dezember, 16:30 bis 19:30 Uhr
>> Mit Shirin Ebadi, Mohammad Reza Mortazavi, Parastou Forouhar, Oliver Hendrich, Mehrdad Hedayati u.v.a.
>> Der Festakt ist öffentlich, der Eintritt frei.

>> Der Bochumer Menschenrechtspreis wird unterstützt von:
Amnesty InternationalBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ | eden und teamKommunales Integrationszentrum Bochum | Kulturbüro der Stadt Bochum | Schirmherrschaft: Dr. Ottilie Scholz, Oberbürgermeisterin der Stadt Bochum