Collegium vocale & instrumentale | „Reformation …
„Reformation – Gegenreformation – Ökumene“ Hat die Reformation den Himmel geteilt? Die Christenheit in jedem Fall, noch zu Lebzeiten Luthers begann in Trient ein Konzil der Römisch-Katholischen Kirche, die dort in achtzehnjährigem Ringen gefundenen Positionen können als ein Programm der Gegenreformation verstanden werden. Und beide Bewegungen – Reformation und gegenreformation – haben ihren ästhetischen Ausdruck […]
„Reformation – Gegenreformation – Ökumene“
Hat die Reformation den Himmel geteilt? Die Christenheit in jedem Fall, noch zu Lebzeiten Luthers begann in Trient ein Konzil der Römisch-Katholischen Kirche, die dort in achtzehnjährigem Ringen gefundenen Positionen können als ein Programm der Gegenreformation verstanden werden. Und beide Bewegungen – Reformation und gegenreformation – haben ihren ästhetischen Ausdruck gesucht. In der Musik stehen dafür die Werke evangelischer Komponisten wie Johann Walther, Ludwig Senfl, Heinrich Schütz, Michael Praetorius oder Hans Leo Hassler – um nur wenige der prominenten Namen des 16. und 17. Jahrhunderts zu nennen, die mit deutschen Vertonungen Musik in der Nähe der Reformation schufen. Für die römische Tradition stehen Komponisten wie Orlando di Lasso, Pierluigi da Palestrina oder Claudio Monteverdi.
Collegium vocale und instrumentale Bochum versuchen – unter ihrem künstlerischen Leiter Prof. Dr. Hans Jaskulsky – einen anderen Ansatz, um die Polarität der Entwicklung, aber auch die gegenseitig fruchtbare „Konkurrenz“ beider kirchenmusikalischer Entwicklungen deutlich zu machen: Zwei wichtige Werke des 18. und 19. Jahrhunderts führen mit Kompositionen von Johann Sebastian Bach und Franz Liszt vor Augen und Ohren, dass der kirchenmusikalische Aufbruch „Reformation – Gegenreformation“ über Luthers Zeit hinaus für Generationen und Jahrhunderte hinaus wirksam war:
Mit Bachs Leipziger Kantate „Gott der Herr ist Sonn und Schild“ eröGnet eine der berühmten Reformationskantaten das Programm. Seine „Missa choralis“ wiederum hatte Liszt, der gerade in Rom die niederen Priesterweihen empfangen hatte, für den römisch-katholischen Gottesdienst geschrieben; ein Werk, das lange als cäcilianisches Werk der kirchenmusikalischen Restauration galt und auf die „Alten Meister“ der A-cappella-Tradition zurückverweisen wollte. Die für gemischten Chor, Solisten und intonationsstützende Orgel disponierte Messe wurde von Hans Jaskulsky für Kammerorchester instrumentiert – eine Paraphrase ganz in der Praxis Franz Liszts.
Zwischen diesen beiden theologischen und kompositorischen Antipoden stellen die beiden Collegien eine UrauGührung von Heinrich Poos: „Stundenbuch“, die sich als Chorzyklus versteht mit Vertonungen neu- und alttestamentlicher Texte, die dem zisterziensischen Brevier entnommen sind. Dieser Zyklus ist der gewichtige Beitrag des Berliner Komponisten aus Anlass des Reformationsjubiläums. Es ist sowohl im monastischen wie protestantischen Denken verankert.
Was sich hören lässt: wie aus dem Gegenüber von „Reformation – Gegenreformation“ eine „Ökumene“ als Option und Potential heraus erklingt.
PROGRAMM
Franz Liszt (1811-1886):
„Missa choralis“
für Chor und Kammerorchester (Instrumentation: Hans Jaskulsky)
Heinrich Poos (1928):
„Ein Stundenbuch“
für Chor, Violoncello, Kontrabass und Orgel
J. S. Bach (1685-1750):
Kantate zum Reformationsfest „Gott der Herr ist Sonn und Schild“ (BWV 79)
für Solisten, Chor, Orchester und Basso continuo
Solisten: Susanna Martin (Sopran), Jud Perry (Altus), Joachim Höchbauer (Bass)
Collegium vocale Bochum, Collegium instrumentale Bochum
Leitung: Hans Jaskulsky
VVK 20,00 € inkl. Geb. | Tickets können Sie direkt bei uns ordern!