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Ella Milch-Sheriff

"Ist der Himmel leer ..." - Zum Tag der Befreiung

Ella Milch-Sheriff (c)

125 Zentimeter. So hoch und so breit war das Loch, das der Landarzt Baruch Milch im Sommer 1942 grub, um darin mit seiner Frau und der Familie seines Schwagers zu leben, zu überleben.

Tagsüber regungslos und still wie in einem Grab, nachts schoben sie die schwere Truhe, die den Zugang verdeckte, beiseite und stiegen hinauf in die frische Luft: “Wie ein Vogel, der aus seinem Käfig befreit wurde”, flog Lunek, der dreijährige Neffe von Baruch Milch, dann über den Hof und jubelte laut und lachte, und sein fröhliches Lachen brachte sie alle in äußerste Lebensgefahr. Am Ende, als die deutschen Besatzer endlich besiegt waren, hatte Baruch Milch als einziger seiner Familie das Morden überlebt:

“Für wen oder was sollte ich weiterleben?”,

schreibt er in seinem Tagebuch, verzweifelt darüber,

“dass es sich nicht lohnt, um jene zu weinen, die gegangen sind, dass es besser ist, jene zu bemitleiden, die geblieben sind und leiden.”

Baruch Milch ist nach Israel gegangen, er hat wieder geheiratet, eine neue Familie gegründet. Dass seine erste Familie ermordet worden ist, hat er niemandem erzählt. Wenige Wochen nach seinem Tod taucht das Tagebuch, das er im Untergrund geschrieben hatte, wieder auf, seine Tochter, die Komponistin Ella Milch-Sheriff, hat es vertont. Ihre Musik, schrieb die größte Tageszeitung Israels nach der Uraufführung von “Ist der Himmel leer?” im Frühjahr 2003,

“schöpft ihre Kraft aus ihrer Schlichtheit, ihrer Askese. Ella Milch-Sheriff klagt nicht an, schreit nicht auf. Deswegen ist ihre Musik so gewaltig.”

Am 27. Januar , dem Tag der Befreiung, führen die Bochumer Symphoniker unter Harry Curtis das – sehr zugängliche, weil klangmalende – Werk für Mezzosopran, Sprecher und Kammerorchester in der Christuskirche Bochum auf. Am 27. Januar 1945 wurden die Wenigen, die das Vernichtungslager Auschwitz überlebt haben, von der Roten Armee befreit. Vor zwei Jahren haben die Vereinen Nationen diesen Tag zum Internationalen Holocaust-Gedenktag erklärt, in der Christuskirche Bochum wird dieser Tag bereits im siebten Jahr als “Tag der Befreiung” begangen.

Ein Tag, an dem sich Bochumer Geschichte verdichtet. Denn am 27. Januar 1942, drei Jahre vor der Befreiung von Auschwitz, wurden 70 Bochumer und 12 Wattenscheider nach Riga deportiert, ins Ghetto gesperrt und wenig später im Wald von Bikernieki erschossen, nur 10 von ihnen konnten ihrer Ermordung entkommen. In Riga erinnert eine Gedenkstätte an sie und die Zehntausende, die mit ihnen zusammen in Bikernieki ermordet wurden, auf kleinen Tafeln werden hier auch die Namen der Städte genannt, aus denen die Menschen stammten. Auf Initiative des Historikers Hubert Schneider tritt jetzt die Stadt Bochum dem Riga-Komitee, das die Gedenkstätte pflegt, bei, der Vertrag wird zu Beginn des Konzerts – am 65. Jahrestag der Deportation, dem 62. Jahrestag der Befreiung – in der Chris-tuskirche Bochum unterzeichnet.

Ella Milch-Sheriff

"Ist der Himmel leer ..." - Zum Tag der Befreiung

Einlass 19 Uhr | 15 € | freie Platzwahl | Tickets direkt hier bei uns und in allen besseren VVK-Stellen bundesweit