Falco | The Show
Ein Imitator, der keiner mehr ist: Hans-Peter Gill „lebt Falco“. Mimik, Gestik, theatralische Kostüme und dazu jene arrogante Attitüde, die den echten Falco zu Falco gemacht hat – „ist er‘s oder ist er‘s nicht?“ Klar, Hans-Peter Gill ist nicht Hans Hölzel, interessant aber die Frage, woher dieser Wunsch kommen mag, dass er es sein möchte. […]
Ein Imitator, der keiner mehr ist: Hans-Peter Gill „lebt Falco“. Mimik, Gestik, theatralische Kostüme und dazu jene arrogante Attitüde, die den echten Falco zu Falco gemacht hat – „ist er‘s oder ist er‘s nicht?“
Klar, Hans-Peter Gill ist nicht Hans Hölzel, interessant aber die Frage, woher dieser Wunsch kommen mag, dass er es sein möchte. Dieser Tage läuft in München im Haus der Kunst die Ausstellung „Geniale Dilletanten“ über die Subkultur der 80er und über [jetzt etwas Ausstellungssprech:] über
„eine künstlerische Vehemenz, die durch genreübergreifendes Experimentieren und den Einsatz neuer elektronischer Geräte geprägt war; auf virtuoses Können wurde häufig bewusst verzichtet. Die Gründung von Plattenlabels, Magazinen, Galerien und Clubs sowie das unabhängige Produzieren von Platten, Kassetten und Konzerten deuten auf eine verstärkte Selbstorganisation und den Do-It-Yourself-Gedanken dieser Zeit hin.
Statt des Englischen etablierte sich die deutsche Sprache in Songtexten und Bandnamen, wodurch sich die Protagonisten der Szene vom Mainstream absetzten und ihren Anspruch untermauerten, einen radikalen Bruch herbeizuführen.
Mit ihrem lautstarken Protest und gezielter Provokation erlangte die künstlerische Alternativszene auch international Aufsehen und Anerkennung.“
Nur eben keiner so wie Falco, nicht im Ansatz. Deutsch benamt [nach einem ostdeutschen Skispringer!] und deutsch singend räumte er Deutschland ab und brachte den deutschsprachigen Pop – das hatten vor ihm nur KRAFTWERK mit “Autobahn” geschafft – selbst in die US-Charts. Warum? Wieso dieser Erfolg? Die taz schrieb neulich, aus der dilettantischen Anti-Pose der 80er sei hierzulande eine
„schwere, physische, auch spezifisch deutsche Musik“
entstanden, die Anti-Pose sei „eine Art Anti-Wagner“ geworden. – Bis Falco kam. Wie aus dem Nichts gewann die Rebellion auf einmal Stil, Arroganz wurde witzig, Klamauk verpönt, die 80er waren plötzlich schon wie 90er. Mit Falco brach das ironische Zeitalter an, die Zeit der Alltagstheatralik, der Provokation, die aus dem Ärmel geschüttelt kommt. Man nennt Falco gern den „ersten weißen Rapper“, das war er nicht, er war einer der ersten, die rüber gemacht haben ins Zeitalter der Ironie.
Vielleicht ist das die Quelle, aus der heute – in post-ironischen Zeiten, in denen das Internet noch jeden Anflug von Ironie verschluckt – vielleicht ist also die Erinnerung an das ironische Jahrzehnt die Quelle, aus der die Lust an Falcos Wiederkehr schöpft. „FALCO – THE SHOW“ jedenfalls wird nicht nur als eine, sondern als „die weltbeste FALCO-Tribute-Show“ gehandelt, eine Hommage an den Mann, der Mozart gerockt und dessen Gestus eine glückliche Generation geprägt hat, glücklich für ein kurzes Zeitalter.
Aber vielleicht wird dies auch einfach nur ein wunderheilsamer Abend für alle, die vom Dauerweihnachtsmarktgebimmel abgenervt sind – kein besserer Ort, sich davon zu erlösen, als eine Kirche.
>> Samstag, 19. Dezember | 20 Uhr | Einlass 19 Uhr
>> VVK 32 EUR
>> VVK hat begonnen!