Giora Feidman
Friendship Tour mit Klezmer Virtuos
Der Maestro, der Versöhner, der Grand Seigneur des Klezmer … Giora Feidman, die bleibend junge Legende, geht auf Friendship-Tour. Und kommt natürlich auch zu uns, inzwischen sind es 22 Jahre, dass er das erste Mal bei uns gewesen ist. Rückblick:
Am 25. März 1936 wird Giora Feidman in Buenos Aires geboren, einer Stadt, die damals war, was New York ist, ein melting pot der Sprachen und Sinne und Sounds. Kneipe und Klassik fließen zur Kunstform zusammen, es ist die Voraussetzung für das, was Astor Piazzolla erschafft, den Tango Nuevo. In diese quirlige Welt wächst Giora hinein, er selber stammt aus einer Familie der Klezmorim, die – weil als Juden verfolgt – aus der Moldau-Region nach Argentinien ausgewandert waren. In Buenos Aires kann er nun von Haus aus lernen, was Musik im alten Europa gewesen ist und was sie jetzt in der neuen Welt wird: kein strenges System, auch keine Notatur, eher ein Gefäß, in das sich Erfahrungen ergießen, Verletzungen, Verheißungen.
Mit 20 Jahren geht Giora, als Klarinettist erfolgreich, nach Israel in den damals gerade acht Jahre jungen Staat, heute sagt er:
“Erst als ich in Israel war, wurde mir bewusst, wie wichtig jüdische Musik für mich sein würde. Damals konnte ich noch nicht wissen, wie sehr diese Musik eines Tages mein Leben und meine Karriere als Musiker verändern und bestimmen würde.”
Was jüdische Musik – genauer: die Musik des osteuropäischen Judentums, also Klezmer-Musik – was sie ausmacht, sind zwei Dinge: die Offenheit für alles, was auf dieser Welt spielt, es sei Klassik oder Jazz, geistliche oder Gossenmusik. Und das andere: Wer Klezmer spielt, versteht das Instrument als seine eigene Stimme. Ein Klezmorim trägt nicht vor und spielt nicht nach, er spielt immer im eigenen Namen, weil er den Dialog mit anderen finden will. Das haben Klezmer und Tango und Jazz gemeinsam: Sie taugen alle nicht zum Marschieren, sie scheren beständig aus. Anfang der 80er kommt Feidman nach Deutschland.
1984 war das, Peter Zadek inszeniert Joshua Sobols “Ghetto” in Berlin, der Fernsehfilm “Holocaust” – und mit ihm das schockhafte Erwachen der bundesdeutschen Öffentlichkeit – ist gerade einmal sechs Jahre her. Erstmals nach Jahrzehnten, erstmals nach Auschwitz bringt Giora Feidman jüdische Musik zurück auf eine deutsche Bühne. In der Stadt, die eben noch “Reichshauptstadt” war.
Anders gesagt: Er bringt jüdische Musik zurück in ein Land, das auf 1702 Jahre jüdischer Geschichte zurückblicken kann. Die erste urkundliche Erwähnung von Juden in dem Gebiet, das sehr viel später einmal Deutschland wurde, geht auf das Jahr 321 zurück.
1702 Jahre, dazwischen der Abgrund von Auschwitz: Wer hier das Wort “Versöhnung” buchstabiert, gerät ins Stocken. Aber es hat einen Klang, dieses Wort, es hat ein Instrument und einen Virtuosen, der durch seine Klarinette hindurch erzählt, was mit dem Wort Versöhnung gemeint sein könnte: Giora Feidman ist der wohl berühmteste Klarinettist weltweit, weil er einen Klang findet auch da, wo Worte versiegen.
Kein schönerer Grund ließe sich finden, ihm erneut unsere Bühne zu bereiten für seine “Friendship-Tour”. Begleitet von dem Ensemble Klezmer Virtuos mit Hila Ofek an der Harfe und Andre Tsirlin am Saxophon und Konstantin Ischenko, Akkordeon.