Memento Odesa
Sebastian Studnitzky, Odesa Symphonic Orchestra: Benefiz für die Ukraine
„Odesa ist eine wahnsinnig schöne Stadt, die Sonne hat geschienen, man hat ständig vergessen, dass Krieg ist. Und abends gingen die Sirenen los.“
Im Sommer letzten Jahres ist Sebastian Studnitzky ans Schwarze Meer gefahren nach Odesa, die Stadt, in der sich Europas Geschichte verdichtet wie in kaum einer anderen, eine melting pot der Kulturen. Jetzt unter gezielten Beschuss genommen von Putins Russland. Raketen-Einschläge, Drohnen-Angriffe, ermordete Zivilisten. Und viel zerstörte Kultur, sehr viel. Sie ist es, auf die Putin zielt, auf die Vielfarbigkeit der Stadt, ihre mediterrane Lässigkeit, ihr Laissez Faire. In Odesa wird gerade eine Kultur zerbombt, die ukrainisch ist und europäisch wie wir.
Wie Sebastian Studnitzky, einer der großen Musiker in Europa, Komponist und Jazz-Trompeter, Kurator und Pianist, allseitig ausgebildet und mit den schönsten Preisen behängt, die es in beiden Branchen gibt, sowohl dem Jazz wie der Klassik. Käme er solo, wäre Studnitzky ein Phänomen.
Er kommt mit dem Odesa Symphonic Orchestra, mit dessen Kammerorchester.
Es ist, wenn Krieg die Bedingungen diktiert, beinahe unglaublich. Und ist umso dringender, MEMENTO ODESA ist eine Hommage an die Stadt, an ihre Bewohner und ihre Kultur, an ihren Überlebenswillen und ihren Mut, ihre Phantasie und ihren Trotz – eine Hommage an alle, die Putin widerstehen mit allem, was sie haben.
Die Zusammenarbeit von Studnitzky und dem Orchester aus Odesa hat begonnen, bevor der Krieg begann, nach Putins Überfall hat sie sich verändert. Hat sich entwickelt und fortentwickeln müssen, wenn es der Live-Ticker ist, der die Musik begleitet wie ein Metronom, und sich die Bilder des Mordens, das Putin verrichtet, über das Notenblatt legen.
Lässt sich noch sagen in diesem Blick, was klassisch sei und was zum Jazz gehört, was von Studnitzky stammt und was – nur als Beispiel – von Andrii Pokaz, dem Pianisten des Ensembles?
Es wird emotional werden, ein Abend, der hören lässt, wie ein Europa klingt, das sich gegen Putin verteidigt. Der Erlös geht an lokale Hilfsorganisationen in der Ukraine.
Mit:
Odesa Symphonic Orchestra, dirigiert von Maestro Volodymyr Dikiy
Sebastian Studnitzky | Piano & Trompete
Andrii Pokaz | Piano
Anastasiia Pokaz | Gesang
Paul Kleber | Bass
Tim Sarhan | Drums
432 UKRAINISCHE KULTUR-ORTE ZERSTÖRT
Einem Bericht der BBC zufolge, den der Berliner Tagesspiegel aufgegriffen hat, wurden seit dem Beginn der vollständigen Invasion Russlands in die Ukraine 432 Kulturstätten zerstört oder beschädigt. Bei Angriffen getroffen wurden demnach 139 religiöse Stätten, 214 Gebäude von historischem oder künstlerischem Interesse, 31 Museen, 32 Denkmäler, 15 Bibliotheken und ein Archiv. Die Zahlen stammen BBC zufolge von der UN-Kulturorganisation Unesco.
Auch in den von Russland besetzten Gebieten werden die Ukrainer ihrer Kultur beraubt. In den letzten Tagen der Besetzung der südukrainischen Stadt Cherson beispielsweise fuhren russische Soldaten die Kunstwerke, die sie geplündert hatten, in vollgepackten Lastwagen ab. Die ukrainischen Theater, die im Untergrund spielen, sind dagegen gut besucht, die Ukrainer finden zu ihrer eigenen Kultur, sie besinnen sich auf ihr historisches Erbe und auf die Gegenwart.