Tarja Turunen
Christmas Together
Nightwish hat seinerzeit die Charts gestürmt, die Stimme von Nightwish hat mehr als das getan, sie hat eine Grenze nieder gerissen – die zwischen Klassik und Metal. Die scheinbar eherne, allgültig unüberwindbare Grenze, Tarja Turunen hat gezeigt, dass man sie nicht öffnet, indem man eine Kohorte Geigenschmelz über Metal ausgießt wie eine Ladung Nougatsauce übers Rindersteak, sondern dass diese Grenzen nur verfließen, wenn ein Gemeinsames entsteht. Ihre Stimme: klassisch ausgebildet, ihre Band: klassische Metaler, das Ergebnis: stilprägend. Opera Metal. Der zeigt, dass es in der Klassik wie im Metal darum geht, den großen Gefühlen, die einen immerzu fortzuschwemmen drohen, eine Form zu geben. Eine, die den Überschwang zusammenhält. Heavy Metal sei von Richard Wagner erfunden worden, hat Joey DeMaio gern behauptet.
Tarja Turunen hat den femininen Metal-Sound erfunden.
Und sie hat damit offene Ohren und staunende Gesichter gefunden und ungezählte Adepten, die singen wollten wie sie. Hat wohl nie wer nachgezählt, wie viele junge Frauen es waren, die sich, seitdem Nightwish über die Äther lief, entschieden haben, Gesangsunterricht zu nehmen. Und die dem Metal eine neue Stimme gegeben haben, eine feminine.
Tarja und ihre Stimme sind seit 15 Jahren solo unterwegs. 2007 ist ihr erstes eigenes Album erschienen: “My Winter Storm”. 2015 war sie das erste Mal – Tarja hat, das nebenbei, Kirchenmusik studiert – in der Christuskirche Bochum, im vergangenen Jahr kam sie erneut, ihre über drei Oktaven wandernde Stimme füllt den weiten Kirchenraum mühelos, sie füllt ihn mit Sinn und Sinnlichkeit.
Hinweis: Die ideale Raumtemperatur in der Christuskirche liegt zwischen 17° und 18°. Klingt wenig, in einem Raum für 854 Besucher bedeuten 18° Wohnzimmer-Feeling. Entscheidend ist aber nicht die Zahl, sondern dass wir die Christuskirche von Oktober bis Ende Dezember durchheizen werden. Die Materialien (Ziegelsteine, Schieferboden, Holzbänke) speichern die Wärme und strahlen sie ab. So entsteht das “Wohnzimmer-Feeling” im Unterschied zu Räumen, in denen lediglich die Luft angewärmt ist. Anders gesagt: Es wird warm sein in der Kirche.