Gregor Schwellenbach | urban urtyp #53
Kommt er? Spielt er? Gibt es ihn? Gregor Schwellenbach, teilt KOMPAKT mit, sein Kölner Label, ein sehr gutes seit fast 20 Jahren, um das vorweg zu sagen, KOMPAKT sagt, er lebe „im Viertel um die Ecke, aber man trifft ihn nicht oft“. Bei uns gibt es Leute im Team, die sagen, sie hätten ihn am […]
Kommt er? Spielt er? Gibt es ihn? Gregor Schwellenbach, teilt KOMPAKT mit, sein Kölner Label, ein sehr gutes seit fast 20 Jahren, um das vorweg zu sagen, KOMPAKT sagt, er lebe „im Viertel um die Ecke, aber man trifft ihn nicht oft“. Bei uns gibt es Leute im Team, die sagen, sie hätten ihn am INSTITUT FÜR POP in Bochum gesehen, er doziere dort über Arrangement und übers Ensemblespiel, vor ein paar Monaten habe er hier um die Ecke im Blue Square einen Vortrag gehalten. Möglich. Das Salve-Magazin behauptet jetzt, erst kürzlich habe er gesagt: „Bei Popmusik geht es darum, Soundtrack des Lebens zu sein. Pop liefert die Musik, die zum Moment passt.“ Den man leicht verpassen kann, den Moment, Gregor trifft man eben nicht oft, er reise, sagt sein Label, auf 12 (zwölf) Instrumenten durch die Welt und ihre 12 x 12 Szenen und Genres und Metiers, morgens Pop, vormittags Studio, mittags Filmmusik, nachmittags Techno, dann eine Einheit fürs Fernsehen, abends Theater, nachts Neue Musik, morgen ein neues Studio, neuer Pop, neuer Tag. Studiert, sagt KOMPAKT, habe er Klassik. Klassisches Kompositionshandwerk.
Und habe dann getan, was einem so einfällt zu tun: Elektronik programmieren für Performance-Spektakel, Werbemusik dirigieren, Hörspiele produzieren, eine Oper über Zucker schreiben:
„Seine Lust an subversiver Konzeptionalität, sein gnadenloser Spieltrieb und sein Mut zur eingängigen Melodie verbinden ihn mit der Musik von Kompakt, deren vormals rein elektronische Tanzflur-Kracher er nun mit Bleistift in Partituren festgehalten und zu herzzerreißenden, polyphonen Studien umgeformt hat.“
Das mit dem Bleistift und dem Klavierbuch für Techno kam so, es ist ein schönes Beispiel dafür, wie der Mann arbeitet, er übersetzt. Schwellenbach im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger:
„Ich habe immer gerne Techno gehört, und speziell die Veröffentlichungen des Kompakt-Labels haben mich emotional sehr angesprochen. Da habe ich mich gefragt, warum das so ist. Warum ist diese scheinbar so einfache Musik so gut? Um das rauszufinden, habe ich diese Tracks in Noten aufgeschrieben und auf dem Klavier gespielt. Das ist schon einige Zeit her, so Ende der Nuller Jahre. Am Anfang war das eher eine Art Übung für mich. Dann kam der Reiz des Unmöglichen dazu. Musik, die eigentlich nur aus Sound und maschineller Präzision besteht, akustisch nachzuspielen und aufzuführen. Also ohne die Klänge, ohne die Maschinen-Präzision. […] Wenn Sie 10 Technostücke nehmen, ist es bei 5 unmöglich, eine Akustikversion herzustellen, bei 4 erweist sich das Ergebnis als stinklangweilig, 1 Track ist der Knaller.
Erst wollte ich aus meinen Transkriptionen eine Notenheft für den Klavierunterricht machen, manche davon sind nicht schwer zu spielen, die kann man auch als zehnjähriger Klavierschüler schon spielen, ein wenig wie Carl Orffs Kompositionen für Kinder […] Ich bin jedenfalls mit meinen Noten zu den Leuten von Kompakt gegangen. Die fanden das ganz toll und haben mir vorgeschlagen, ein Album aufzunehmen […]
Schwellenbach im Interview mit der Kölner Philharmonie:
“Dass der gemeinsame Nenner der Stücke der 4/4-Takt ist, kommt einem von der Klassik her wie eine Einschränkung vor. Die 4/4-Bassdrum muss immer dabei sein, aber abgesehen davon geht alles. Aus der Beschränkung in dem einen Punkt entsteht eine riesige Freiheit. Man kann in einem Club alles Mögliche spielen, was Leute ohne diese Bassdrum nie hören würden.”
Okay, das ist alles nur ein Beispiel und kein Grund zu denken, Schwellenbach würde, wenn er in den uu-Kubus kommt, irgendwas im 4/4-Takt spielen oder es nicht im 4/4-Takt spielen. Wenn es ihn gibt, wenn er kommt, wenn er spielt – wir wissen nicht, was es wird, gnadenlos verspielt wird es sein und subversiv konzeptionell. Vielleicht doziert er über Zucker, vielleicht wird der Abend so trancegleich wie ein Abend mit Steve Reich – in der übervollen Kölner Philharmonie hat er neulich noch Reichs „Six Pianos“ gespielt zusammen mit Hauschka, Erola Sarp, John Kameel Farah (die alle schon bei uns zu Gast gewesen sind), mit Paul Frick und Paul Brandt (kommen auch noch eines Tages). Vielleicht wird es aber auch
„Walzer, Tarantella-Rhythmen und überhaupt viel Polyrhythmik, unglaublich verschachteltes Zeug“,
das sich immer zeigt, nimmt man die Bassdrum weg. Techno eben. Gregor hat das Wort:
“Verschiedene musikalische Welten zu kennen und in andere Zusammenhänge zu übertragen, ist mein großes Thema. Das ist der rote Faden, seit ich Musik mache.”
Es wird urban.
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