Collegium vocale + instrumentale
Johannes-Passion von J. S. Bach
Es geht halbwegs versöhnlich aus: Ach Herr, laß dein lieb Engelein / am letzten End die Seele mein / in Abrahams Schoß tragen singt der Chor. Abrahams Schoß – Inbegriff der Geborgenheit, des Geschützt- und Behütetseins – ist natürlich ein jüdischer, die gesamte biblische Geschichte, die sich zwischen Israel und Gott entwickelt – auch die Passionserzählung – , hat ihren Ursprung in Abrahams Entscheidung, Haus und Hof zu verlassen und einer Stimme zu folgen, die er als göttliche erfährt, und einen sicheren Schoß zu finden an einem Ort, den ich dir zeigen werde.
Heute ist Abrahams Schoß ein akut gefährdeter Ort, Israel unter Dauerbeschuss, der barbarische Pogrom der Hamas hat Israel, den safe place für Juden weltweit, fundamental erschüttert. Uns hier weniger, uns Nichtjuden in Bochum. Oder doch? Die Johannes-Passion folgt dem Johannes-Evangelium, es ist ein jüdisch-christliches Evangelium, das über die Juden – gemeint sind mal die Judenchristen und mal alle, die Juden sind ohne christliches Additiv – beides postuliert: dass sie Kinder des Teufels seien und ebenso das andere, dass das Heil von den Juden kommt. Ein extremer Spagat, ein christlich-jüdischer Selbstwiderspruch, der ein Panorama der Selbsterkenntnis aufreißt. Und sich am Ende selbst verliert: In der Passionserzählung sind es allein die Juden – und ist es sehr betont nicht die römische Staatsgewalt – , die zu den Mördern Jesu gemodelt werden, den “Gottesmördern”.
Lässt sich dies noch heute singen? Die Jüden aber schrieen: Weg, weg mit dem, kreuzige ihn! Und wenn, wenn sich dies singen ließe in Zeiten, in denen der Hass auf die Juden weltweit überbordet, wie ließe es sich singen?
JOHANN SEBASTIAN BACH | 1685 – 1750
Johannes-Passion
Lena-Maria Kramer | Sopran: Arien und Magd
Anna Kristina Nächster | Mezzosopran/ Alt: Arien
Wolfgang Klose | Tenor: Arien und Rezitative
David Pichlmaier | Bass I: Arien und Soliloquenten
Nicolai Karnolsky | Bass II: Vox Christi
Antje Plieg-Oemig | Gambe
Jona Kümper | Cembalo
Michael Hönes | Orgel
Johannes Tebbe | Solovioloncello u.a.m.
Collegium vocale Bochum
Collegium instrumentale Bochum
Hans Jaskulsky, Leitung
DAS COLLEGIUM VOCALE BOCHUM
ging 1991 aus dem Universitäts-Kammerchor hervor, es besteht aus Mitgliedern des Universitätschores und anderen ausgewählten Stimmen. Zum vielfältigen Repertoire dieses Ensembles gehört anspruchsvolle a cappella-Musik unterschiedlicher Epochen und Stilrichtungen, die chorisch und auch solistisch aus den eigenen Reihen besetzt werden. Der Chor präsentiert sich in regelmäßigen Konzerten in Bochum und Umgebung, ebenso auf Konzertreisen im In- und Ausland (u.a. Italien, Belgien, Estland und Lettland).
DAS COLLEGIUM INSTRUMENTALE BOCHUM
ist ein teilweise durch Bläser ergänztes Streichorchester, das 1991 aus dem Universitäts-Kammerorchester hervorging. Zum Repertoire des Ensembles gehören neben Orchesterwerken auch Solokonzerte. Zusammen erarbeiten beide Collegien auch große Werke aus dem oratorischen Bereich.