Gipfeltreffen der akustischen Gitarre

Drei der besten Gitarrenspieler unter dem Himmel, dazu ein großartiger Flötist: Rafael Cortés! Peter Fessler! Und Domingo Patricio, eingeladen von Andre Krengel! Das ist Kingsize, beginnen wir mit

RAFAEL CORTES

Er beherrscht die „Königsdisziplin“, die Flamencogitarre, wie kein Zweiter, was er spielt, ist nicht nur auf dem Niveau der Weltspitze, es ist sie selbst, die Weltspitze, er ist das Maß. Und trägt diese Kultur  –  und dieses Niveau  –  in eine Weltgegend hinein, die kein Mensch mit ihr verbinden würde, ins Ruhrgebiet. Dass er, der Essener, überdies ein begnadeter Komponist ist und stilsicherer Arrangeur, hat Familientradition: Bereits sein Großvater, Octavio Cortés Maya, war in Granada, seiner Heimatstadt, ein berühmter Gitarrist, sein Vater hat dieses Erbe angenommen und weiter gegeben an seinen Sohn, und er, Rafael, gibt es nun weiter an seinen Sohn …

Und jetzt ein paar Namen: Seine Konzerte spielt Rafael Cortes zusammen mit Paco de Lucia, mit Al di Meola, mit Tommy Emmanuel. Er spielt mit Carles Benavent zusammen und mit Diego el Cigala, mit El Piraña, Javier Baron und Concha Vargas, mit Carmen Ledesma, Jonathan Darlington, Jose de Lucia und Maria Serrano, mit Juan Cortes und …

… mit „Die fantastischen Vier“, Fanta4 sind große Fans von seinem Spiel, sie haben ihn immer wieder eingeladen, auf ihren eigenen Konzerten zu spielen. Selbst ein Gitarren-Heroe wie Larry Coryel kam einmal, nachdem Rafael gespielt hatte, auf die Bühne und … ? Küsste seine Hände.

Peter Fessler by Christian A. Lang (c)

PETER FESSLER

Der Mann ist – it’s Jazz! – Jazzecho-Preisträger, aber wie er das macht, das Jazzen, ist phänomenal: brasilianisches Gitarrenspiel, hoch elegant, vereint mit virtuoser Vocal Akrobatik. Definitiv einzigartig. Mit einer Stimme, die durch vier Oktaven spazieren kann – und die jedermensch kennt, der ab 1986 einmal das Radio angemacht hat: „New York Rio Tokyo“, dieser Mega-Hit aus 1986, das war er, der einzige Jazzer aus Deutschland, der jemals einen Welthit hatte, man hat ihn damals immer mit Al Jarreau verwechselt … Dieser Musikakrobat also hat dann, als er wieder nur noch gejazzt hat, tatsächlich mit Al Jarreau gearbeitet, es kam zu spektakulären Duetten in Montreux! Und hat mit Toots Thielemans gearbeitet, mit Randy Crawford. Mit George Benson, Shirley Bassey und Gilbert Bécaud, mit Bobby McFerrin und Take 6 und Chaka Khan und Don Grusin und Till Brönner …

Sein „Fesperanto” – so nennt er seine virtuose Improvisationssprache diesen Scat-Vocalism-Sound, den er manchmal in eine Art improvisierter Trance überführt – ist unnachahmlich. Ein Gitarrist, der – 2014 war das – als „Bester Sänger national“ ausgezeichnet wird, das ist unvergleichlich.

André Krengel im Mai 2018 in der Christuskirche by Sabine Hahnefeld (c)

ANDRÉ KRENGEL

Komponist, Gitarrenvirtuose und so langsam eine Art Stammgast bei uns im Haus. Lässt sich stilistisch in keine Schublade pressen, seine Virtuosität und sein Gefühl für Dynamik und leise Töne prädestinieren ihn dafür, das Gitarren-Gespräch zu suchen. Krengel war Teil der “International Guitar Night“, des weltweit größten Showcases für international renommierte Solisten, allein mit dieser Konzertreihe zog er quer durch die USA, Kanada und Europa.

Dann ein Aufenthalt in Indien, er arbeitete mit einem der besten Sarod Maestros Indiens zusammen, mit Pandit Ranajit Sengupta. Daraus wiederum entwickelte sich ein gemeinsames Projekt mit Konzerten in Indien und in Europa, und seit Februar 2019 ist Krengel Gastdozent an der Rabindra Bharati University im indischen Kolkata, dem einzigen Musik-Konservatorium auf dem Subkontinent, das sowohl traditionelle indische Musik als auch westliche Klassik und Jazz unterrichtet, will sagen:

Er ist Allrounder, er ist in der Vielfalt zuhause. Sein Stil verbindet kulturübergreifend Stimmungen aus Latin, Gypsy Jazz, Flamenco, Jazz, Blues und Pop zu einem harmonischen Ganzen, ist intuitiv emotional und temperamentvoll, aber niemals akademisch, nie verkopft. Kooperationen mit Rod Stewart, Monika Green (ex Supremes), Deidra Jones, Gloria Gaynor und Leon Wilkeson (Lynyrd Skynyrd), etlichen deutschen Popsängern sowie, andere Liga, der Basslegende Carles Benavent (spielte mit Miles Davis, Quincy Jones, Paco de Lucia, Chick Corea), Und nicht zuletzt: Krengel gilt als einer der ersten Gitarristen überhaupt, der elektronische Musik und Effekte auf die akustische Gitarre übertragen hat.

DOMINGO PATRICIO

Flötist der Extra-Klasse, er ist der special guest des Abends. Hat er Solist in renommierten klassischen Orchestern gespielt, dann hat Paco de Lucia ihn für seine Welt-Tourneen verpflichtet, neben de Lucia hat er mit unzähligen anderen Flamenco-Größen die Bühne geteilt, mit Vicente Amigo, Juan Carmona, Sara Barras, Diego El Cigala, Enrique Morente, Manolo Garcia uvm. Und er kennt sich aus im Jazz, Legenden wie Mike Stern und Mark Ledford haben ihn und seine Musik zu sich geholt …

Ein Gipfeltreffen, in der Tat. Die 4 werden – Gitarrieros sind uneitel, sehr viel lieber sind sie neugierig, was andere spielen – werden sowohl solo als auch in Duo- und Trio-Formation auftreten.