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Kai Schumacher

urban urtyp #80

Kai Schumacher by (c) Maximilian König

Wenn es etwas gibt, das nichts zu tun hat mit ihm und seiner Musik, dann ist es „Crossover”, ein Wort, das suggeriert, irgendwas meets irgendwas. Bei Kai Schumacher trifft nichts auf nichts, weil immer schon alles da ist. Je verschiedener, umso vertrauter. Klassik ist da, er hat klassisches Klavier an der Folkwang studiert, Punk ist da und Pop und Minimal Art, Dadaismus und Duisburg, Dancefloor und Kinderlied, Avantgarde und Atari Teenage Riot. Hier steht Schuberts Franz im Raum, dort Cobains Kurt, man assoziiert ohne Ende und unangestrengt, wenn man ihm zuhört, er spielt Solopiano.

Ohne elektronische Zugaben, keine Overdubs, keine Loops, keine Drum-Machine, und falls doch einmal Strom ins Spiel kommen sollte, war auch der schon immer da, Kai arbeitet mit dem Flügel so, dass der ganz ohne Strom – hochaktuelles Thema – wie ein Synthesizer klingt, in Kais Worten:

„Ich baue mir verschiedene Zonen mit Bass-Sounds, mit Percussion-Sounds, mit Flächen-Sounds und bediene den Flügel auch ein bisschen wie einen Analog-Synthesizer und versuche dann, den Spirit der elektronischen Musik, die Energie, die darin steckt, ganz ohne elektronische Hilfsmittel auf die Bühne zu bringen.”

Die einen halten ihn für den bad boy of classic, fast so, als entzaubere er den gestirnten Himmel über mir und nicht nur nicht nur den gestimmten Flügel im Konzertsaal. Andere sprechen von melting pot, als rühre er im Klavier herum wie Miraculix im Kessel, wieder andere erinnern sich an Alchemie, als beschwöre er magische Dämpfe und Dünste. Er tut dies alles nicht, alles liegt offen auf dem Tisch, die Tastatur, die er bespielt, ist dieselbe wie eh und je. Das Geheimnisvolle an dieser Musik ist, das sie keinen Moment so tut, als berge sie ein Geheimnis, ihre Nüchternheit ist frappant, sie ist es, die einen anspringt und verrätselt, sein jüngstes Solo-Album heißt „Rausch”.

Der Rausch besteht aus eigenen Kompositionen, inspiriert, sagt er, von der klassischen Minimal Music, von Philip Glass und Steve Reich und Terry Riley, ebenso von der Amerikanischen Avantgarde, also John Cage, George Crumb, aber, sagt Kai, „ich bin auch so eine kleine Pop-Sau, ich hab eine Affinität zu prägnanten, kurzen Tracks …”

So klingt die Stadt. Alles ist da und drinnen, alles ist in- und mit- und übereinander, alles ist solo und beflügelt. urban urtyp eben.