Piano Interrupted & Carlos Cipa
. Wer braucht noch Pianisten, die Tasten bedienen, wenn Computer regieren? Piano Interrupted sind 1 Computer und 1 Klavier, zusammen drücken sie die Künstliche Intelligenz auf die Schulbank zurück, dort kann sie lernen, was sie nicht kann: sich etwas vorstellen, etwas erträumen, etwas fühlen. Piano interrupted sind Franz Kirmann, Elektronik-Musiker aus Frankreich, aufgewachsen im Senegal, […]
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Wer braucht noch Pianisten, die Tasten bedienen, wenn Computer regieren? Piano Interrupted sind 1 Computer und 1 Klavier, zusammen drücken sie die Künstliche Intelligenz auf die Schulbank zurück, dort kann sie lernen, was sie nicht kann: sich etwas vorstellen, etwas erträumen, etwas fühlen. Piano interrupted sind Franz Kirmann, Elektronik-Musiker aus Frankreich, aufgewachsen im Senegal, und Tom Hodge, Pianist aus London.
Das Klavier, das Hodge spielt: klassisch minimalistisch, Cage-beseelt, fein dosierter Jazz. Kirmanns Computer: im Dubstep geschult, von Bass-Lines getragen, er sampelt live, was das Piano ihm anreicht. Als Gast-Musiker: Tom (b). Das Ergebnis: eine Klangwelt, durch die man neugierig streift, während man jedes Interesse verliert, noch auseinander halten zu wollen, was hier vom Holz kommt und was von der Platine. Piano Interrupted unterbrechen das Sortieren, die Zwei-Reiche-Lehre des Kunstbetriebs: hier Klassik dort Pop, hier authentisch dort entfremdet, hier natürlich dort technifiziert, hier künstlerisch dort künstlich usw. Mehr als eine soziale Distinktion war das nie, Piano Interrupted kreieren [so heißt eines ihrer Alben bei Denovali] das Unified Field.
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Hier Klassik, dort Pop, an diese Kleiderordnung hat sich auch Carlos Cipa nie gehalten:
Aufgewachsen im Pop, ausgebildet in der Klassik, hat Cipa sich von Mozart zu Debussy, durchgehört, vom Jazz zu Indie, von Hardcore zu Ravel, von Screamo zu Steve Reich. Der Pianist und Komponist aus München, 24 Jahre alt, war Anfang des Jahres solo als urban urtyp bei uns, ein wundervoller Abend. “Klassische Musik, mit Pop-Bewusstsein gespielt”, schrieb ein Magazin:
Cipa nämlich geht – das ist eine Einfühlung, die Künstliche Intelligenz nie könnte – zurück an den Beginn der Moderne, dahin, wo der Impressionismus entstand. Ein kurzer Moment in der Geschichte, vielleicht einer der glücklichsten, es trafen zusammen: die Begeisterung für Technik, also für das, was aus sich selber heraus zu entstehen scheint und sich, sehr verführerisch, endlos wiederholt – einerseits, und andererseits das Lebensgefühl der neuen bürgerlichen Freiheit, die Lust am Versuchen, die Versuchung zur Improvisation.
Gefühlswelt plus Maschinenwelt – vor allem im Vergleich zur Klassik, der strengstens kontrollierten Emotion, war Impressionismus Pop. Das reine Jetzt, orgiastischer Moment, man kann Carlos Cipas Musik betrachten, als höre man ein Bild von Claude Monet.
>> Doppelkonzert Piano Interrupted & Carlos Cipa
>> Samstag, 21. November, 20 Uhr
>> VVK 14 EUR inkl. Gebühren