Taksim Trio
Live in Concert
2007 tauchten drei türkische Musiker auf der Womex auf, der weltgrößten Feier für weltweite Musik, ihr Auftritt eine Sensation. Seitdem warten wir auf sie, auf die Chance, die drei nach Bochüm zu holen, hier ist sie! Hier ist das Allstar-Trio türkischer Kultur:
Hüsnü Şenlendirici | Klarinette
İsmail Tunçbilek | Elektro-Bağlama, Langhals-Laute
Aytaç Doğan | Kanun, die vielsaitige Zither.
Ihre Musik: traditionell türkisch, nur hat das Wort traditionell eine andere Tiefe in der Türkei als hierzulande, es reicht weit hinter „Alte Musik“ zurück und tief in die Gegenwart hinein. Ähnlich wie Klezmer – Taksim Trio erinnert in vielem an Kroke, das Klezmer-Trio aus Krakau – nehmen die drei Türken auf, was ihnen begegnet, sie selber beschreiben ihre Musik als „einen einzigen Regenbogen“, der Raum und Zeit überspannt. In den drei Buch-Religionen, dem Juden- und Christentum und dem Islam, steht der Regenbogen dafür, dass 1 Gott sei, der 1 Welt erhält für alle, die auf ihr leben. Taksim Trio verdichtet die Klangfarben dieses Regenbogens zu einer ästhetischen Erfahrung: dass alles, was wir auf dieser Welt teilen, tausendmal schöner ist als alles, was uns trennt.
Das mag sich kitschig lesen, wenn man den Zustand dieser Welt besieht, Kitsch ist das einzige, was Taksim Trio nicht kann. Ihre Musik ist nie nach dem Prinzip des Baukastens gebastelt, keine verschraubte Versöhnung, kein Fusion Folk oder dergleichen. Eher ist ihre Musik den Straßen Istanbuls abgelauscht, der Gleichzeitigkeit von türkischer Volks- und Kunstmusik, von Gypsy und Jazz und Klassik, von Flamenco und Blues. Sie verweben dies und mehr auf eine äußerst elegante und melodiöse Weise.
Bosporus Soul hat man ihre Musik deswegen genannt, der Klang dieses Titels benennt gut, wie charmant diese Musik einen anfliegt, wie mühelos sie ihren Sog entfaltet, wie schwerelos sie einen enthebt. Eine Erfahrung, für die viele, die sie machen, nur ein Wort finden: spirituell. Und schon wechseln die drei über zu rhythmisch akzentuierten Stücken, eine türkische Pop-Melodie schwingt sich empor, die Balagma wie eine E-Gitarre, das Kanun zitiert einen Flamenco, die Klarinette einen Hochzeitsgesang …
Die drei sind Meister ihrer Instrumente, sie verdichten Stimmungen derart, dass man nicht anders kann als einzutauchen in sie. Von hier aus erklärt sich auch der Name ihres Trios: Taksim heißt ein zentral gelegener Platz in Istanbul, seit 2013 steht er als Inbegriff für heftige innergesellschaftliche Auseinandersetzungen, in der orientalischen Musik bezeichnet er zugleich die Kunst der Improvisation: Taksim ist eine Vision, es schließt ein Panorama auf, das zeigt, dass sich die Grenzen von Genres überwinden lassen und nicht nur sie. Wir können improvisieren, ohne uns zu verlieren.