Bohren und der Club of Gore
urban urtyp edition zum Rosenmontag
Rosenmontag ohne Bohren ist wie Christuskirche ohne urban urtyp ist wie Weihnachten ohne Nikolaus ist wie – wir reden von Bohren – wie Cowboys ohne diesen einen Indianer mittendrin. Nach vier langen Jahren, in denen rosenmontags geschunkelt wurde, als würden die Leute von Viruswellen durchgeschüttelt, kehren Bohren und der Club of Gore zurück an den Ort, an dem am Rosenmontag gar nichts ist. Kein Geschunkel und Gewitzel, kein Karneval und kein Licht. Bohren kommen aus Köln, was ihre Musik alles nicht ist, füllt Bände.
Kein Jazz, kein Krach, kein meditatives Zeugs. Kein Drone und kein Ambient. Auch kein Keinjazz. Kein schnell, kein langsam, viel langsamer. „Langsamste Band der Welt“, schrieb SPEX einmal, aber woher wollten die das wissen, die SPEX erschien jeden Monat, für Bohren fällt sowas unter Hektik. Noir music? Könnte es treffen, alles, was dunkel ist, können sie perfekt. Detective Jazz? Klingt kongenial, nur was bedeutet es? Bohren ist Bohren, und Bohren am Rosenmontag in einer Kirche im Ruhrpott anstatt in Köln am Rhein ist kein alternativer Karneval, nicht einmal das, es ist einfach nur Keinkarneval. Keine 15 Gags pro Minute, stattdessen ein Ton. Irgendwann noch einer. Später vielleicht ein weiterer, nichts überstürzen, das soll urban sein?
Ein Konzert in der urban urtyp edition?
Nirgends besser als hier, urban ist immer dies und jenes, das Eine und sein Gegenteil, Keinkarneval an Karneval. Dass wir den Vorverkauf am 11.11. starten, reiner Zufall. Ebenso, dass Bohren und der Club of Gore eine der genialsten Bands der Jetztzeit sind, auch das reiner Zufall. Sie spielten so langsam, weil sie gar nicht schneller spielen könnten, erklären sie ihren Interviewern seit Jahren mit ernster Miene, es gäbe so viele Töne, sich da entscheiden zu müssen für diesen einen, ohne jenen anderen zu kränken …
Und dann listet Christoph Clöser die wirklich großen Erfolge im Leben eines Musikers auf, der sich und sein Schaffen ernst nimmt, er textet nichts von Interventionen und Irritationen, nichts von Ambitionen und Anliegen und alle dem, er erzählt, „in meiner Nähe gibt es ein Reformhaus, da läuft den ganzen Tag lang Bohren & der Club of Gore, sieben Tage die Woche, das ist das Reformhaus Fischer in der Landmannstraße, die Besitzerin versorgt auch die umliegenden Eisdielen und Wäschereien mit unserer Musik …“
Groß. Bohren und der Club of Gore lassen ihre Musik nicht da entstehen, wo sie gespielt, sondern wo sie gehört wird, in unseren eigenen Köpfen in der Wäscherei, der Punkkneipe, dem Jazzkeller, auf der Landmannstraß0e oder in der urban urtyp edition. Die vielen Tickets, die es am 11.11. gibt, werden schnell nicht viele bleiben.