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Terror ächten!

Glocken erinnern an 9/11

Glockengeschoss der Christuskirche | Ayla Wessel, Kulturagentüer

Die Glocken der Christuskirche Bochum läuten nur einmal im Jahr  –  immer am 11. September von 14:46 h bis 15:03 h. Sie erinnern an die Opfer des Terrors weltweit; sie erinnern daran, dass kein Gott ist, der Menschenopfer verlangt, und sie erinnern uns an uns selbst: Vor 23 Jahren geschah etwas, das nie zuvor geschehen ist, für einen Moment war die Menschheit in Mitgefühl vereint.

Überall auf der Welt haben Menschen mit demselben Entsetzen reagiert und derselben Gewissheit, die sagt: Das soll nicht sein. Und wen immer man heute fragt, so gut wie jeder, der damals bei Sinnen war, kann diesen Moment erinnern. Wie es war, als einen die Nachricht erreichte. Als es unmöglich wurde, die Trümmerberge zu ermessen und das Leiden der anderen beiseite zu schieben, von denen niemand nichts wusste außer dies eine, dass sie unter Trümmern begraben liegen. Es war, als hätte die Menschheit für einen Moment die Augen aufgeschlagen.

Er ging zügig vorüber, dieser Moment. Vielleicht ist er noch einmal kurz aufgeblitzt im Weltbewusstsein, das war am 7. Oktober des letzten Jahres, als die unfassbaren Bilder, von Hamas selber gefilmt, die Kanäle überlaufen ließen weltweit. 9/11 war technisch und ästhetisch unterkühlt, 10/7 war ein begieriger Blutrausch, begeisterte Barbarei. Eine schockhafte Sekunde, dann der Reflex, auch er weltweit: Die Opfer seien selber schuld, mit welchem Recht sie überhaupt existierten, diese Israelis, ob die Hamas nicht ganz richtig liege mit ihrer Barbarei usw.

Terror, der keine Welle gegen Terror auslöst, sondern eine antisemitische Hasswelle. Und der politisch vergütet wird, drei europäische Staaten  –  Spanien, Norwegen, Irland  –  erkennen die Terrormaschine, die Hamas errichtet hat, als “Staat Palästina” an. Wer die Zivilisation bricht, wird von ihr gefeiert.

Umso dringender, an 9/11 zu erinnern, jenen Moment, in dem die Menschheit einig war darin, dass Terror nicht sein soll. Diesen einen Moment zu erinnern, hält an der Möglichkeit fest, dass Terror tatsächlich einmal geächtet werden könnte.


11. September 2001

Ein Dienstag. Um 14:46 und 15:03 MEZ werden zwei von islamistischen Terroristen entführte Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers gelenkt. 3000 Menschen werden, unabhängig von ihrer Religion, Herkunft und politischen Überzeugung, in den Trümmern ermordet. Der Terror-Pilot eines vierten entführten Flugzeugs, Ziad Jarrah, ist Bochumer, er allein mordet 40 Menschen, sie sterben auf einem Feld in Shanksville / Pennsylvania.

Zwei Tage nach den Terror-Attacken finden sich Bochumer Bürger aller Religionen und Anschauungen in der übervollen Christuskirche zusammen, sie gedenken der Opfer und widersprechen dem Terror. Um dieses Nein zum Terror, gemeinsam gesprochen, immer wieder zu erinnern, werden die Glocken der Christuskirche Bochum seitdem an jedem 11. September geläutet.

Geläut

1958 im Bochumer Verein, also in unmittelbarer Nachbarschaft gegossen, ist das Geläut mit 6,2 Tonnen Gesamtgewicht deutlich schwerer als das originale Geläut, das hatte es auf 2,8 Tonnen  gebracht. Und ist auf Dauer zu schwer für den seit dem Weltkrieg freistehenden Turm, wie mehrere Schwingungsgutachten ergeben haben, die wir Ende der 90er Jahre beauftragt hatten. 2002 wies ein Sachverständigenrat an, dass nur noch die drei kleinen Glocken im Regelbetrieb zu läuten seien  –  oder aber, dies war der Vorschlag von uns, alle fünf Glocken einmal im Jahr.

Insidern gilt das Geläut der Christuskirche mit seinem warmen, trostreichen Klang als eines der bestklingenden Stahlgeläute überhaupt. 

» eine Aufnahme des Geläuts [Ton und Bild] hier.

» hier geht es zur auch transatlantischen Geschichte der Christuskirche

 

Glocken im Turm der Christuskirche Bochum by thw