Lade Veranstaltungen

Alex Stolze

Raash ve Ruach. Ein urban urtyp-Abend

Alex Stolze by Aloha Burn

Wie auf 10/7 reagieren, das bestialische Massaker, mit dem sich Hamas aus der Menschheit herausgemordet hat? Mit Lärm und viel Noise  –  Raash  –  oder mit Wind und Stille und Geist, hebräisch Ruach?

Eine Antwort, seine, beginnt am Anfang, Alex Stolze war 13, als die DDR in sich zerfiel. Er selber war nicht stramm auf Kurs gesetzt worden  –  seine Eltern jüdisch und katholisch, damit stand man in der DDR mit 2 x 1 Fuß neben der Spur  – , aber es war nun mal seine Welt. Wenn man 13 ist und sie zerbricht, weiß man, dass sowas geht. Dass es möglich ist.

Dann die neue Welt, der Westen, der phänomenale Pop von Bands wie Portishead, von Talk Talk, von Radiohead. Phänomenal deshalb, weil sie die Welt nicht verändert haben, es kömmt darauf an, sie zu verstehen. Karl Marx auf die Füße gestellt, Alex Stolze gründet Bodi Bill. Mit ihrem Art-Techno mischt die dreiköpfige Band erst die örtliche Clubszene auf, die von Berlin, dann den Rest der neuen Welt, dann Pause. Alex gründet Unmap, vor zehn Jahren war das Quartett – mit seiner betont kunstaffinen Musik – in der Christuskirche zu Gast.

Ein urban urtyp-Konzert damals, und auch jetzt ist Alex Stolze Teil unserer Indie-Reihe urban urtyp. Die Voraussetzungen allerdings sind völlig andere: Wenige Stunden vor den Massakern in Israel  –  wo Alex oft unterwegs gewesen ist, er hat dort Freunde, er liebt das Land und die Indie-Szene dort  –  hatte er in Berlin einen Label-Vertrag gezeichnet, die Songs für „Raash ve Ruach“ waren geschrieben, tags darauf zerbricht die Welt. Und bricht Alex‘ Stimme.

An ihrer lässt er seine Violine sprechen, er spielt mit seiner Sprachlosigkeit gegen sie an. Todtraurig und tanzbar. Wie das Leben, Musik zwischen Neoklassik und Elektronika, ein Aufbegehren gegen das noise cancelling. Auch dann, wenn die eigene Stimme versagt. Wenn Ruach zu dem wird, was die jüdische Bibel als Gott umschreibt, den man nicht sieht, stattdessen „eine Stimme“, aber keine, die singt, sondern „eine Stimme verschwebenden Schweigens“.

Im Jüdischen gibt es das Trauerjahr, die Jahrzeit. Mit dem jüdischen Neujahr  –  in 2024 fiel Rosch Haschanah mit dem ersten Jahrestag des Hamas-Massakers zusammen  –  spielt sich Alex Stolze ins Leben zurück.

Zusammen mit Ben Osborn, Schriftsteller, Songwriter, Komponist, in Oxford geboren, an der Ruhr bekannt, er arbeitet ua mit dem Theater Dortmund. Und ist seit langem mit Alex befreundet, Ben Osborn ist Teil von dessen „Kultur-Kibbuz“, einer Art farm for independance, die Alex seit Jahren bewirtschaftet, die Indie-Farm liegt in der östlichsten Ecke der Uckermark, einst tiefste DDR.

Nein, es schließt sich kein Kreis nirgends, vielleicht lassen sich Wunden schließen, es geht darum, sie zu verstehen im Lärm und im Schweigen.

Alex Stolze

Raash ve Ruach. Ein urban urtyp-Abend

Einlass 18:30 Uhr | VVK 22 € inkl. Gebühren | Tickets direkt hier bei uns und in allen besseren VVK-Stellen bundesweit