Chorwerk Ruhr
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Konzert muss wegen positiver Corona-Tests im Chor kurzfristg abgesagt werdenDas Konzert muss wegen positiver Corona-Tests im Chor kurzfristig abgesagt werden. Wir wünschen den Ensemblemitgliedern alles Gute und Gottes Segen!
ANTON BRUCKNER (1824-1896)
Os iusti Graduale an den Festen heiliger Kirchenlehrer, WAB 30 (1879)
Christus factus est Graduale am Gründonnerstag, WAB 11 (1884)
Locus iste Graduale zum Kirchweihfest, WAB 23 (1869)
Ave Maria Motette für Chor a cappella, WAB 6 (1861)
MAX REGER (1873-1916)
Geistliche Gesänge op. 110 Nr. 1-3
CHORWERK RUHR
Dirigent: FLORIAN HELGATH
Dass ein guter Chor gute Kritiken bekommt, versteht sich. Ebenso, dass ein sehr guter Chor sehr gute Kritiken erhält. Aber dass ein Chor über zwei Jahrzehnte hinweg sowohl national wie international Kritiken einsammelt, die in Superlativen baden, das versteht erst, wer Chorwerk Ruhr hört.
Gelegenheiten dafür wird es geben, für 2022 haben wir Chorwerk Ruhr für drei Abende ins Haus, nein, nach Hause geholt: Der Chor – alles professionelle, durchgehend junge Stimmen – ist seit 20 Jahren bei uns beheimatet, die Akustik der Christuskirche – mittlere Nachhallzeit: 3,5 Sekunden – passt perfekt zu dem solistischen Ensemble, sie verleiht den Stimmen Körperlichkeit, eine intime Nähe, warme Präzision.
Entsprechend der Auftakt für 2022 mit Werken der Spätromantik.
Aber einer Spätromantik verschiedener Art, Anton Bruckner und Max Reger. Ein geistliches Konzertprogramm, in der Tat, ein katholisches, ja, in diesen Zeiten aber, den Corona-Zeiten, ist es vor allem eines: ein empfindsames Programm, ein mitfühlendes. Eines, das Schönheit und Trauer und Tod zusammen denken lässt:
Florian Helgath, Dirigent des Chorwerk Ruhr, wird für seine einfühlsam durchdachte Werkauswahl international gelobt (und engagiert). Ohne aufdringliche Verweise oder indiskrete Fingerzeige lädt seine Art, die Werke zu interpretieren, fast beiläufig dazu ein, sich selber zu erklären, was man hört.
Ein bisschen Fachsprech vorweg:
MAX REGER
hat von sich selber einmal gesagt, er sei „katholisch bis in die Fingerspitzen“, wurde musikalisch jedoch durch das damals sehr protestantische Leipzig geprägt, wo er von 1907 bis 1911 Komposition lehrte und Freundschaft schloss mit dem Thomas-Kantor Karl Straube.
Die enge Beziehung zu den Thomanern zeigt sich in den drei großen Motetten op. 110, die den Thomanern selber gewidmet sind – ein Höhepunkt spätromantischer geistlicher A-Cappella-Musik.
Und für jeden Chor, auch Chorwerk Ruhr, eine Herausforderung, die Motetten stellen immense Ansprüche vor allem an die Intonation, weil hier die Chromatik alles beherrscht. Die Spanne des Ausdrucksgehaltes, der dynamischen Steigerungen und der verschiedenen Kompositionsarten ist gewaltig.
Eben darin stehen Regers Motetten in der Tradition der Bachschen Motettenkunst. Eine polyphone Anlage mit besonderem Gewicht der Fuge, ja der Doppelfuge sogar, sind dergestalt bestimmend. Umso eindrucksvoller leuchtet aber auch der – ebenso an Bach geschulte – homophone Choral aus ihnen hervor.
Der Schlusschoral der dritten Motette ist wahrer Trostgesang. Die Frage nach Leben und Sterben und Tod durchzieht die Werke, Reger selber sagte, durch alle seine Kompositionen klinge der Choral hindurch Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir …
ANTON BRUCKNER
hat sein gesamtes Berufsleben in der Nähe zur Kirche verbracht. Seine wichtigen, umfänglich jedoch kleineren A-Cappella-Chorwerke komponierte er, als er nach Wien umgezogen war, also seit 1868. Zum festen Repertoire gehören heute die bedeutenden vier Gradualien „Locus iste“, „Os justi“, „Christus factus est“ und „Virga jesse“, liturgische Kompositionen, die aber alles andere als Gelegenheitswerke sind, auch wenn sie zur Zeit des hauptsächlich symphonischen Schaffens Bruckners entstanden.
Den Höhepunkt bildet das 8-stimmige Graduale „Os justi“, hier lässt Bruckner deutlich den Symphoniker durchscheinen. Kirchentonal, in lydisch komponiert, sind die Außenteile homophon, der Mittelteil jedoch polyphon komponiert. Den Abschluss bildet ein einstimmiges gregorianisches „Alleluja“. Noch in Linz 1861 entstand das 7-stimmige Offertorium „Ave Maria“, ein Werk von großer Dichte, das den Gradualien in nichts nachsteht.