Michael Wollny Trio
Live 2024. Eine urban urtyp edition
“The most exciting piano trio in Europe ”, schrieb The Times, die Zeitung neigt nicht zur Übertreibung: Das Michael Wollny Trio ist, was es ist und Wollny selber – jetzt einmal die FAZ – „der vollkommene Klaviermeister“. Seinen Namen könne man nur in einem Atemzug mit Keith Jarrett und Chick Corea nennen, mit Herbie Hancock und Brad Mehldau: „Wollny bringt alles mit, was man von einem perfekten Jazzpianisten verlangen kann“, die FAZ zählt auf: „Virtuose Technik, überschäumende Fantasie, Disziplin und die Fähigkeit zum kreativen Chaos, Sinnlichkeit sowie ästhetisches Gespür.“
Und tatsächlich mehr als das: Wollny bringt zwei kongeniale Musiker mit, Eric Schaefer an den Drums, an denen er seinen eigenen, einen beinahe orchestralen Ansatz verfolgt, Eric begleitet Wollny seit Jahren. Und Tim Lefebvre am Bass, „einen der weltbesten Bassisten“, sagt Wollny über ihn auch deshalb, weil er “immer mit einem Fuß in der Welt des Soundprocessing“ stehe – der US-Amerikaner hat seine Vibes bereits der Musik von Sting geschenkt, ebenso der von Elvis Costello, von Jamie Cullum, er hat den Bass für das letzte Album von David Bowie eingespielt, für „Blackstar“, Bowies Vermächtnis …
In der Tat, „das aufregendste Piano-Trio der Welt“, so hört es Die Zeit. Auch mit „Ghosts“, ihrem jüngsten Werk, bringt dieses Trio Jazz und Klassik auf eine Weise zusammen, die Improvisation nicht von Komposition trennt und Literatur nicht von Musik. Ein Song-Album – die Idee für das Format stammt von Andreas Brandis vom ACT-Label – , das Franz Schubert zusammen mit Nick Cave arrangiert und Heinrich Heine mit Duke Ellington. Als Songwriter tritt George Gershwin gemeinsam mit der Folk-Band Timber Timbre auf und dann der Soundtrack eines Thrillers – „Wicker Man“ – mit einer Wollny-Komposition … Kraut und Rüben, ließe sich meinen, dann hört man dem Trio zu, und alles wirkt beseelt wie von gleichem Geist.
Ein Phänomen. Musik, die einem noch eben nichts sagte oder wenig mehr, kommt einem plötzlich entgegen. Wollny erklärt dies damit, dass „Ghosts“ immer Ghost Stories sind, Geschichten, die sich um die einzelnen Songs herum entsponnen haben. Eindrücke, die sich darin verdichten, Erlebnisse, die noch nicht abgegolten sind, „die wir lange mit uns herumtragen, ohne es zu wissen“. Ähnlich hat sich schon Sigmund Freud Das Unheimliche erklärt, nämlich als ein Er- oder Widerfahren, das, ganz anders als Angst es tut, immer auch ein Vertrautes in sich birgt. Unheimlich ist, was wachgerufen wird in einem, weil es heimsucht, so wie Songs es tun. Wollny zitiert den kürzlich verstorbenen Lyriker Brendan Kenelly: “All the songs are living ghosts and long for a living voice.“ Songs leben wie Geister, die sich nach einer lebendigen Stimme sehnen, „sie suchen einen im besten Sinne des Wortes immer wieder heim“, sagt Wollny. Sie geistern im eigenen Kopf, sie begeistern in einem sehr intimen Sinn, the most exciting piano trio.
Eine Live-Band. Die sich selber zurücknimmt, um Stimmungen zu verdichten wie im Pop, konzentriert und kontrolliert, und dann der „bewusste Kontrollverlust“, so Wollny, dieses „Einfach im Moment sein“, dieses „Sich heimsuchen lassen“. Dass daraus dann eine Virtuosität hervorbricht, die keines gleichen sucht, ist das eine, das eigentlich Virtuose an diesem Trio ist, wie es seine Dramaturgien entfaltet: Auf dem Album kommt nur einer der Songs – die Interpretation von Nick Caves „Hand of God“ – auf knapp mehr als 5 Minuten, alle anderen liegen im Schnitt bei 3:35, es ist Jazz. Als Oper. In Pop verfasst. Live wird jeder Song diesen einen Abend füllen, wir wissen, wovon wir reden, Michael Wollny war solo bei uns (hier einmal mit der wundervollen Celine Rudolph) und zweimal im Duo mit Heinz Sauer, jetzt endlich mit seinem Trio, es wird groß.
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